Generelles zum Bergwandern mit Hund

Generelles zum Bergwandern mit Hund

Seit einigen Jahren sind wir privat nicht nur auf den Hund, sondern wegen des Hundes auch auf das Bergwandern gekommen. Gerade die traumhaft schönen und teilweise noch sehr einsamen Bergregionen der deutschen, italienischen und österreichischen Alpen sind für Hundehalter wunderbare Urlaubsziele.

Für uns war es nie eine Frage, ob unser Mischlingsrüde „Charly“ mit in den wohlverdienten Urlaub fährt. Die Frage, die sich stellte, war einfach „wohin“, wenn man auch dem Tier gerecht werden will. Beim Urlaubsaufenthalt in den Bergen hat man, aus meiner persönlichen Sicht, einige Vorteile gegenüber anderen Urlaubsregionen. Die beinahe unendlich erscheinende Bergwelt bietet eine, soweit das in unseren Breitengraden überhaupt noch möglich ist, nahezu unberührte Natur. Der Hund hat die Möglichkeit, stundenlang an der frischen Luft wirklich in Bewegung zu sein, zu schnuppern, zu rennen, zu schwimmen und zu springen, wie es ihm beliebt. Wählt man die einsameren Gebirgsregionen und kleinere Bergdörfer, anstelle großer Orte mit Massentourismus, so hat man den Vorteil, innerhalb weniger Gehminuten mit dem Hund in freier Natur zu sein. Die Wahl des Ortes ist auch aus anderen Gründen nicht unerheblich. In den kleinen Bergdörfern hat der Hund eher die Möglichkeit, ohne Leine zu laufen, da nur eine geringe Gefährdung durch Autoverkehr besteht.

Hinzu kommt, dass sich in vielen Gebirgsregionen Bergseen, Gletscherseen und Gebirgsbäche befinden, wo der Hund auch schwimmen kann, ohne dass sich jemand darüber beschweren würde. Immer wieder höre ich von Kunden meiner Agentur die Frage: “Ist das Risiko nicht sehr hoch, dass der Hund beim Bergwandern abstürzt?“. Die Antwort darauf kann nur sein, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der Hundehalter abstürzt, auf jeden Fall höher einzuschätzen ist. Eventuelle Risiken soweit wie möglich auszuschalten, ist einer der Gründe für dieses Buch.

Wenn man einige Grundregeln beim Bergwandern beachtet und Wege kennt, wie die hier beschriebenen, wo der Hund die Strecke auf jeden Fall bewältigen kann, so ist dieses Risiko nicht höher, als alle anderen Risiken im Alltag mit dem Haustier Hund. Da es viele Bergpfade gibt, auf denen sich “ausgesetzte“ Wegabschnitte befinden oder eine Seilsicherung vorhanden ist, sollte man sich vor Beginn einer Tour bei der örtlichen Bergrettung oder dem Fremdenverkehrsbüro des jeweiligen Ortes informieren. „Ausgesetzte“ Wegabschnitte bedeuten noch nicht, dass die Strecke nicht mit Hund begehbar wäre, das gleiche gilt für Seilsicherungen. Selbst bei breiteren Pfaden wird man manchmal Seilsicherungen vorfinden, wenn ein Pfad an einer Schlucht entlang führt. Oftmals dienen die Sicherungen als reine Vorsichtsmaßnahme. Ist man jedoch nicht hundertprozentig schwindelfrei, so sollten die Sicherungen auf jeden Fall genutzt werden. Die Bergrettung gibt auch jederzeit gerne bezüglich der Wetterverhältnisse und Wegbeschaffenheit Auskunft.

Sie werden erstaunt sein, welche Stellen ihr Hund sicheren Schrittes bewältigt, an denen Sie vielleicht glauben, Sie seien nicht in der Lage, auch nur einen Meter weiter zu gehen. Schwieriger sind die Stellen, an denen z. B. an einer Leiter mehrere Meter Höhenunterschied überwunden werden müssen. Selbst wenn es sich da nur um 3 Meter handelt, kann das mit einem größeren Hund ein Grund sein, dass Sie an dieser Stelle die Wanderung abbrechen und umkehren müssen. Einen kleineren Hund kann man vielleicht noch tragen.

Generell kann ich sagen, dass der Hund am sichersten ist, wenn er ohne Leine läuft. Angeleint wird der Hund durch das wesentlich langsamere Gehtempo des Menschen abgebremst. Das Risiko, dass er sich dabei die Pfoten auf felsigem Untergrund verletzt, ist hoch. Außerdem ist eine längere Bergwanderung von der Ausdauer des Tieres her eher zu schaffen, wenn der Hund nicht schon nach 20 Minuten hechelt, weil er an der Leine zerrt. Für den Vierbeiner ist Gehrhythmus und Atemrhythmus bei langen Touren genauso wichtig, wie für den zweibeinigen Bergwanderer.

In Österreich, Deutschland und Norditalien sind die üblichen Wanderwege und Pfade sehr gut gekennzeichnet, und auch das vielfältige Material an Wanderkarten ist sehr genau. Auf jeden Fall sollten Sie bei den ausgewählten Wegen auf den Schwierigkeitsgrad und die angegebene Wanderzeit achten. Die in den Wanderführern angegebenen Wanderzeiten sind immer Durchschnittswerte ohne Einrechnung von Pausen. Sie sind individuell auf Ihre Kondition abzustimmen. Die Abstiege nehmen zwar weniger Zeit in Anspruch als die Aufstiege, sind aber generell nicht einfacher. Kalkulieren Sie also auch hier genügend Zeit für Pausen ein.

Bei Wanderungen, die mit einer reinen Wanderzeit von mehr als ca. 6 Std. angegeben sind, sollten Sie den Zeitfaktor auf jeden Fall beachten. Es könnte sonst schnell passieren, dass Sie es nicht vor Eintritt der Dunkelheit ins Tal schaffen. Bei Höhenwanderungen in den Sommermonaten ist es ratsam, darauf zu achten, ob man auf einer geplanten Wanderroute einen Gletscher oder ein Schneefeld überqueren muss. In dem Fall sollte die Wanderung sehr früh morgens begonnen werden, um noch am Vormittag die gewünschte Berghütte zu erreichen. Der Rückweg wird am besten gegen Mittag, sonst aber spätestens an frühen Nachmittag angetreten. In der Mittagshitze schmilzt immer Schnee, selbst auf Schneefeldern und Gletschern. Die Wanderung wird dadurch anstrengender, zeitaufwendiger und gefährlicher. Vor einer Gletscherbegehung sollten Sie unbedingt mit der örtlichen Bergrettung Rücksprache halten, ob diese ohne Führer möglich ist.

Kommt man erst mittags oder am frühen Nachmittag am geplanten Hüttenziel an, so sollte die Pause entweder kürzer einplant oder der Rückweg, wenn möglich, per Seilbahn/Gondel angetreten werden. Bei längeren Touren können Sie aber durchaus auch beim Aufstieg Zeit einsparen, indem Sie einen Teil der Strecke per Seilbahn zurücklegen. Ist Ihr Hund noch nie im Sessellift mitgefahren, so gibt es hier mehrere Möglichkeiten, das Tier zu sichern. Einige Seilbahnen und Sessellifte (zum Beispiel in Gaschurn) bieten für den Transport von Hunden extra Behältnisse an.

Möchten Sie den Hund im Sessellift z. B. auf den Schoß nehmen, so wäre es sinnvoll, wenn er kein Halsband, sondern ein Laufgeschirr tragen würde, an dem die Leine befestigt ist. Man sollte kein Pessimist sein, aber falls der Hund auf Ihrem Schoß zu sehr zappelt oder versucht herunterzuspringen, so kann er sich dabei wenigstens nicht in seinem Halsband erhängen. Auch bei den Höhenwanderungen wäre ein Laufgeschirr/Körperhalterung sinnvoller, wenn Sie Ihren Hund anleinen müssten. Sollte er einmal abrutschen, haben Sie so die Möglichkeit, ihn zu sich zu ziehen. Bei einer geschlossenen Gondel stellt die Mitnahme des Hundes in der Regel kein Problem dar. Leinen, Halsband oder Laufgeschirr sind für Zwecke wie das Bergwandern aus Synthetik sinnvoller, als aus Leder. Die Stoff/Synthetikteile lassen sich schneller mal abwaschen und sind gegen Schmutz und Nässe nicht so empfindlich.

In den Alpen sind die besten Monate für hochalpine Touren der August, September und bedingt der Oktober. Bei dem Monat August bitte die Sommerhitze mitbedenken. Ein Aufstieg kann bei 30 Grad im Schatten sehr beschwerlich sein. Die meisten Berghütten in den Alpen sind vom Juni bis Oktober geöffnet. In sehr hoch gelegenen Regionen gibt es allerdings auch Hütten, die nur von Juni bis September geöffnet sind. Alle notwendigen Informationen zu den Öffnungszeiten der Hütten entnehmen Sie bitte den im Literaturnachweis angegebenen Hüttenführern, oder bitten Sie die Bergrettung oder das Fremdenverkehrsamt am Ort um Auskunft.

Auf vielen Hütten dürfen Hunde mit in die Gaststube. Abhängig ist das letztendlich vom Hüttenwirt. Um diesbezüglich gerade bei einer langen Wanderung vorher sicher zu gehen, können Sie am Tag vor der Wanderung telefonisch durch die Bergrettung oder das Fremdenverkehrsbüro auf der Hütte anfragen lassen. Wir haben das einige Male selbst in Anspruch genommen, wobei dann von einem Hüttenwirt zum Beispiel die Frage kam: „Die Größe eines Elefanten wird Ihr Hund doch nicht haben, oder?“ Gleichzeitig beantwortete er unsere Frage positiv, indem sein folgender Satz lautete: “Solange Sie nicht mit einem ganzen Rudel kommen.“ Übernachtungen mit Hund auf Berghütten sind jedoch im Allgemeinen nicht erlaubt. Es mag auch durchaus passieren, dass man Sie auf einer Berghütte bittet, mit dem Hund auf der Sonnenterasse Platz zu nehmen, falls sich in der Gaststube schon ein Hund befindet. Wir suchen uns möglichst nur Hütten als Ziel aus, zu denen weder ein Sessellift noch eine Seilbahn/Gondel führt. Je geringer die Menschenmengen auf den Hütten, umso weniger Probleme gibt es mit dem Hund.

Das Bergwandern ist für Psyche und Körper eine Herausforderung. Für mich faszinierend ist jedes Jahr wieder das Entdecken der eigenen Grenzen. Ich bin immer wieder überrascht, was ein Körper mit nur durchschnittlicher Kondition zu leisten vermag, wenn die Psyche nur will. Als mein Mann und ich vor einigen Jahren in den ersten Bergwanderurlaub mit Hund fuhren, hatten wir beide Höhenangst und waren alles andere als schwindelfrei. Mit jedem Jahr haben wir uns gesteigert. Ich entdecke immer wieder bei den Bergwanderungen Situationen, bei denen ich im Vorjahr noch dankend abgewinkt hätte. Die Kondition des Hundes ist manchmal nahezu entnervend. Ich kann Ihnen gar nicht aufzählen, wie oft  unser Hund selbst bei bis zu neunstündigen Wanderungen voraus lief, dann stehen blieb und uns ansah, als ob er sagen wollte: „Ja wo hängt es denn?“. Man steht abgekämpft, etwas genervt und völlig durchgeschwitzt auf einem Plateau, der Hund zehn Meter entfernt und der Blick sagt einem ganz deutlich: „Nur keine Müdigkeit vortäuschen“.

Wenn wir abends im Tal am Parkplatz ankommen, ist der Hund zwar völlig erschöpft, aber es ist genau wie bei seinem „Rudel“ nicht diese völlige Müdigkeit. Es ist diese Art Erschöpfung die sich wohlig und zufrieden anfühlt. Wenn man auf einem Plateau auf 2.700 m Höhe sitzt, vielleicht keine anderen Menschen weit und breit sieht, den Blick auf 3.000 m hohe, schneebedeckte Gipfel und bildschöne Täler regelrecht in sich aufsaugt, begreift man erst, wie unwichtig man selbst in diesem Universum ist. Man wird sozusagen auf seinen Platz gerückt.

Eine weitere wichtige Regel beim Bergwandern, wahrscheinlich wichtiger als viele andere: Überschätzen Sie sich nicht! Wenn man glaubt, wirklich nicht mehr weiter zu können, wenn Nebel aufzieht oder einfach ein Gefühl von Unsicherheit oder Angst auftritt, ist es besser, umzukehren. Vorzeitige Umkehr ist beim hochalpinen Bergwandern nicht gleichzusetzen mit Schwäche. Falscher Ehrgeiz kann den „Hobbywanderer“ und „Flachlandtiroler“ unter Umständen „Kopf und Kragen“ kosten. Die in diesem Buch geschilderten Höhentouren, die wir alle selbst mit unserem Hund „Charly“ unternommen haben, sind in den Kapiteln 2 bis 4 zu finden.

Es gibt allerdings einige wichtige Grundvoraussetzungen, die erfüllt sein sollten, damit der Bergwanderurlaub für den Hund und sein menschliches „Rudel“ zu einem im positiven Sinne „unvergesslichen Erlebnis“ wird. Absolute Grundvoraussetzung ist die körperliche Gesundheit. Bevor Sie und Ihr Hund in den hochalpinen Bergwanderurlaub fahren, sollten Sie sicher sein, dass Sie und Ihr Tier körperlich in guter Verfassung sind. Eine allgemeine Untersuchung für Mensch und Tier vor einem solchen Urlaub sollte auf jeden Fall stattfinden. Besonders dann, wenn Sie zu der Gruppe Menschen gehören, die nicht das ganze Jahr über Fitnesstraining oder Sport treiben. Wir treiben zwar in unserer Familie keinen Sport, aber mit unserem Hund sind wir täglich bis zu 4 Stunden im Freien unterwegs. Vier Stunden „Gassi gehen“ am Tag ist für unseren Hund also völlig normal.

Unsere gesamte Familie nimmt das ganze Jahr über ein Vitaminpräparat zu sich, so auch unser Hund. Vor Antritt eines Bergwanderurlaubs lassen wir uns in der Regel gründlich untersuchen. Der Hund bekommt jedes Jahr vor dem geplanten Urlaub seine Impfungen und wird genauestens untersucht. Der Tierarzt kann dann bedenkenlos das für einige Länder notwendige Gesundheitszeugnis ausstellen.

Impf- und Einreisebestimmungen für Österreich, die Schweiz und Italien kann Ihnen Ihr Tierarzt oder die Botschaft des jeweiligen Landes nennen. Immer wieder höre ich von Kunden Bedenken bezüglich der Einreisebestimmungen verschiedener Länder. Natürlich hören sich die gesetzlichen Regelungen teilweise sehr streng an. So gibt es zum Beispiel für Südtirol einen offiziellen Maulkorbzwang für große Hunderassen. Ich kann dazu aber nur aus eigener Erfahrung sagen, dass uns in Südtirol bisher nie ein großer Hund mit Maulkorb begegnet ist. Auch in den größeren Orten habe ich dort noch nie Gäste gesehen, deren größere Hunde Maulkörbe trugen. Man sollte allerdings den Maulkorb bei größeren Hunden bei der Einreise an der italienischen Grenze auf jeden Fall dabei haben.

Mein Mann und ich lassen uns regelmäßig gegen FSME impfen. (Hirnhautentzündung z.B. durch Zeckenbiss). Diese Impfung wäre zwar nicht unbedingt notwendig, aber in den Bergregionen Italiens und einiger anderer Regionen sind die Zecken nicht unbedingt so harmlos wie hier bei uns. Da man sich beim Bergwandern viel in waldreichen Gebieten aufhält, kann die Impfung auf keinen Fall schaden. Vor einem solchen Urlaub ist für „Herrchen“ und „Frauchen“ auch der ideale Zeitpunkt für eine mehrwöchige Magnesium- oder Calciumkur (Brausetabletten). Magnesium wird z. B. durch Stress im menschlichen Körper abgebaut. Da der Körper selbst kein Magnesium produziert, kann eine Magnesiumkur vor einer längerfristigen körperlichen Belastung, wie dem Bergwandern, nur hilfreich sein.

Wichtig ist auch die Reiseapotheke für den Hund. Wenn „Charly“ mit uns in den Bergwanderurlaub fährt, so gehen bestimmte Präparate automatisch vorbeugend mit auf die Reise. Auf jeden Fall gehört eine entzündungshemmende Creme für kleinere Verletzungen und Hautentzündungen mit in die Reiseapotheke. Außerdem Augentropfen gegen eine eventuelle Bindehautentzündung, ein Medikament gegen Erbrechen und Durchfall (in Form von Saft, Tabletten oder Zäpfchen erhältlich), Verbandszeug, eine Schere, eine Pinzette, eine Zeckenzange, Jod/Mercurochrom und Vaseline für die Pfoten. Wir lassen uns grundsätzlich vor einem Bergwanderurlaub auch Antibiotika für den Hund vom Tierarzt verordnen. Es ist schon praktisch, wenn man das notwendigste dabei hat, damit man am Urlaubsort nicht wegen jeder Kleinigkeit einen Tierarzt aufsuchen muss. Sollten Krankheitssymptome jedoch nicht kurzfristig abklingen oder sehr schwerwiegend sein, so ist es ratsam, am Urlaubsort den Tierarzt aufzusuchen.

Rassebedingte Eigenarten Ihres Hundes sind entscheidend bei der Planung eines hochalpinen Bergwanderurlaubes. Es gibt Hunderassen, die sich zum Bergwandern auf langen und steilen Touren absolut nicht eignen. Ein Beispiel: Rottweiler sind von ihrem ganzen Naturell her sehr ruhige, behäbige Tiere. Für einen Rottweiler wäre eine Bergwanderung von 6 Std. eher eine Zumutung. Für andere Hunderassen ist das Bergwandern dagegen nahezu ideal. Grundvoraussetzung: Das Tier sollte sich bester körperlicher Kondition und Gesundheit erfreuen, sollte auf gar keinen Fall ein „Hundesenior“ sein und einer Rasse angehören, die gerne viel läuft. Schäferhunde sind mit ihrem Temperament und ihrer Ausdauer zum Bergwandern gut geeignet, ebenso die verschiedenen Jagdhund- und Retrieverarten, Schnauzer, Terrier, Dackel und die verschiedensten Mischlinge, um nur einige Beispiele aufzuführen. Die im Kapitel 2 bis 4 geschilderten Wanderungen dauern, inkl. Pausen, alle zwischen 5 und 9 Stunden. In diesen Kapiteln werden in den verschiedenen Gebieten auch flache Wanderungen und Ausflugsziele für Schlechtwettertage benannt.

Gehört Ihr Tier einer großen Hunderasse an, so sollten Sie sich auch im vorhinein Gedanken machen, wie Sie im Falle einer Verletzung das Tier wieder ins Tal transportieren wollen. Unser Hund hat eine Schulterhöhe von 48 cm und wiegt 16 kg. Da ist also ein Transportproblem nicht in so gravierendem Ausmaß vorhanden. Sie werden jetzt schmunzeln, aber als „Charly“ noch kleiner war, hatten wir für Notfälle eine Babyrückentrage für Babys bis 12 kg. Da passt unser „gutes Stück“ inzwischen nicht mehr rein. Also ließen wir von einem Sattler aus einer Satteldecke eine Bauchtrage mit ledernen Schulterriemen nähen, in welcher der Hund notfalls getragen werden kann.

So unsinnig sich solch eine Planung für manchen Leser dieser Lektüre anhören mag. Wir haben bereits erlebt, wie es ist, wenn der Hund auf 2.700 m Höhe von einem anderen Hund eine Bisswunde zugefügt bekommt und danach unter Schock steht. Mit einem großen Tier besteht darin ein noch höheres Risiko, denn bei einer schweren Verletzung können Sie einen 40 kg schweren Hund nicht stundenlang bergab tragen, zumal Sie Ihre Hände beim Abstieg frei haben sollten.

Eine andere Sache, die für den Bergwanderurlaub mit Hund eine absolute Grundvoraussetzung darstellt, ist die Erziehung des Hundes. In den meisten Dörfern und kleinen Städten in den Bergen laufen die einheimischen Hunde frei. In Südtirol haben wir das in verstärktem Maß erlebt. Unter den ortsansässigen Hunden befinden sich in der Regel auch nur wenige kleine Zeitgenossen.

Meistens sieht es eher so aus, dass man abends aus einem Restaurant ins Freie tritt, und plötzlich steht da eine „Jumboausführung“ von einem Schäferhund neben dem eigenen Hund. Die ersten Male, wo uns das passierte, blieb mir regelmäßig das Herz in der Brust stehen. Wenn Sie auch Besitzer eines kleinen oder mittelgroßen Rüden sind dann wissen Sie, was ich meine. Erstaunlicherweise sind diese ortsansässigen Hunde in der Regel nur neugierig und meistens gutmütig. Vielleicht nicht zuletzt dadurch, weil sie sich immer frei bewegen können.

Das Problem, egal ob großer oder kleiner Hund, sind meistens unsere kleinen und großen „Stadtneurotiker“. Wenn Sie einen Rüden haben und dieser gewöhnt ist, schon aus 100 Metern Entfernung jeden anderen Rüden anzuknurren oder anzubellen, dann gibt es für Sie in den Bergwanderregionen nur zwei Möglichkeiten: Sie fahren besser nicht hin, oder Sie legen alle Strecken im Ort per Auto zurück. Die beste Möglichkeit für einen ruhigen Urlaub mit einem pflegeleichten Tier wäre jedoch, es entsprechend zu erziehen. Wenn der Hund von klein auf gelernt hat, dass er andere Hunde nicht ohne Grund „anzumachen“ hat, dann passiert bei diesen Begegnungen normalerweise gar nichts. Die Erziehung Ihres Tieres spielt aber auch in anderer Hinsicht eine große Rolle. Der Hund sollte ein ruhiges Verhalten auf langen Autofahrten gewöhnt sein. Nahrung vom Tisch und das dadurch entstehende Betteln, sollte Ihrem Hund fremd sein. Ansonsten sind Probleme im Restaurant vorprogrammiert. Ihr Hund sollte speziell bezogen auf seine Bewegungsfreiheit während der Höhentouren den Umgang mit fremden Menschen und Tieren gewöhnt sein, nicht jagen und auf alle gängigen Kommandos wie „Fuß“ und „Komm“ gehorchen.

Im Hinblick auf einen Bergwanderurlaub sollten Sie das Jagdverhalten Ihres Hundes unter die Lupe nehmen. Auf allen geschilderten Wanderrouten lief unser Hund ohne Leine. Allerdings kann ich auch mit ruhigem Gewissen sagen, dass unser Hund nicht jagt. Er verlässt grundsätzlich nicht den Weg, er rast nicht quer durch bebaute Felder und jagt auf den Almweiden keine Kühe. Hat Ihr Hund einen starken Jagdtrieb, und waren Sie bisher nicht in der Lage ihm das abzugewöhnen, so sollten Sie das Tier auf jeden Fall bis zur Höhe der Waldgrenze anleinen. Im Ort sollte Ihr Hund, auch wenn er bestens erzogen ist, angeleint sein.

Auf den Höhenwegen, die teilweise nur noch Trampelpfade von geringer Breite sind, können Sie den Hund eigentlich nur dann mitnehmen, wenn er wirklich gehorcht. Absoluter Gehorsam Ihres Hundes ist in diesen Regionen unerlässlich. So sollten „Rocky“ oder „Anja“ zum Beispiel auf Höhenwegen auf keinen Fall die Angewohnheit haben, 100 Meter vorzulaufen. Die Pfade haben Kurven und Wegbiegungen, die direkt an Schluchten und Felswänden liegen. Da Sie ja nicht abschätzen können, was Sie hinter der Kurve erwartet, sollte der Hund an Ihrer Seite bleiben oder nur wenige Meter vorlaufen. Auf den Wegen kommen Ihnen andere Wanderer bepackt mit schweren Rucksäcken entgegen. Sie können sich vorstellen was passieren könnte, wenn Ihr liebenswerter Staffordshire Terrier „Sandy“ hinter einer Kurve zwischenzeitlich einen Bergwanderer mit Anspringen begrüßt, oder Schäferhund „Minko“ jeden anderen Menschen auf der einsamen Piste verbellt. Wenn Ihnen zum Beispiel Wanderer entgegen kommen, oder wenn Sie vor Ihnen gehende Wanderer überholen müssen, so sollte Ihr Hund zügig mit Ihnen weiter laufen und nicht erst jeden Wanderer einzeln beschnüffeln. Das Risiko, dass andere Wanderer sonst versuchen, dem Tier auszuweichen oder durch das schnüffelnde Tier erschrecken, ist zu hoch. Mensch und Tier könnten Schaden nehmen. Ein aggressives Tier, egal ob gegen Menschen oder andere Hunde, hat auf Bergwanderungen wegen den damit für alle Beteiligten erhöhten Risiken nichts verloren.

 Ein weiterer Punkt ist die Ausrüstung beim Bergwandern. Es gibt zweibeinige Bergwanderer, die es für besonders „cool“ halten, in flapsigen Baumwollshorts und Tanktop ohne Rucksack und möglichst in Tennisschuhen zu versuchen, im Dauerlauf auf 3.000 Meter Höhe zu kommen. Bei diesen Figuren rede ich nicht etwa von Leistungssportlern oder Kennern, wie Reinhold Messner. Ich rede hier von der Sorte Mensch, die glauben, Ahnung zu haben und eigentlich doch nur mit Blindheit geschlagen sind. Ein guter Wanderrucksack mit festem, luftdurchlässigem Rückengestell sollte auf jeden Fall mit von der Partie sein. Proviant für die kleinen Pausen, unabhängig von Hüttenzielen, ist in der Regel notwendig. Belegte Brötchen oder Ähnliches eignet sich zur Mitnahme auf eine Bergwanderung nicht besonders. Nach einigen Stunden sieht das Brötchen nämlich nicht mehr aus wie ein belegtes Brötchen, sondern wie matschige, warme Pappe. Gut eignet sich ein kleines Brot, Dauerwürste, Äpfel, Müsliriegel, Traubenzucker u.s.w. Lange Zeit schleppten wir in unseren Rücksäcken Kaffee in Thermosflaschen mit. Das ist nicht zu empfehlen, da der Kaffee nach einigen Stunden weder schmeckt noch warm ist. Heute nehmen wir z.B. Isostar in Pulverform mit und füllen die Flaschen an den Gebirgsbächen auf. Auf den Berghütten und Almen kann man sich zwar in der Regel sehr gut verköstigen, aber Proviant ist aus einem anderen Grund wichtig.

Sollten Sie ein Hüttenziel aus Mangel an Kondition nicht erreichen und müssen umkehren, oder muss man bedingt durch eine Notsituation eine längere Pause an einsamer Stelle einlegen, so können Proviant und Getränke zur absoluten Notwendigkeit werden. Kleidung zum Wechseln sollte mit in den Rucksack: T-Shirt, Tank Top und Socken. Sie werden bei Höhenwanderungen feststellen oder festgestellt haben, dass man beim Aufstieg sehr ins Schwitzen gerät. Oben auf der Berghütte sollte das durchgeschwitzte T-Shirt sofort gewechselt werden. Auf den Sonnenterassen der Berghütten bläst nämlich meistens eine gute Brise. Auch ein Sweatshirt gegen die Kälte ist sinnvoll. Da wir auf vielen Wanderungen irgendwann zwischendurch Nieselregen hatten, haben wir immer ein Regencape mit Kapuze dabei.

Es gibt spezielle Regencapes, die man auch über die größeren Rucksäcke ziehen kann, um diese samt Inhalt vor Regen zu schützen. Bei jeder Wanderung befinden sich in unseren Rucksäcken außerdem: Wanderkarten, Wanderführer, Hüttenführer, Kompass, Taschenmesser, Höhenmesser, ein 10 m Stück Seil, ein Handtuch für den Hund, Trockenfutter für „Charly“, Trillerpfeifen, Taschenlampe, Sturmkappen, Reiseapotheke für „Charly“, das Tragegestell für den Hund , Schweißbänder, Proviant und Schneestulpen. Unsere Rucksäcke wiegen in der Regel je 10 – 15 kg.

Man kann sich darüber streiten, ob all diese Sachen mitgenommen werden müssen. Aber jedes einzelne, erwähnte Teil wurde von uns schon auf Wanderungen benötigt und ist in Notfällen unerlässlich. Haben Sie zum Beispiel keine Taschenlampe oder Trillerpfeife dabei, so haben Sie keine Möglichkeit, Notsignale, wie sie in der Bergrettung üblich sind, abzugeben. Ohne Sturmhaube hätte ich schon so manches Mal bei schlechtem Wetter dort oben gedacht, mir bläst es das Gesicht weg. Höhenmesser und Kompass sind zum Beispiel bei plötzlichem Nebel zwecks Orientierung wichtig.

Eine modische Unsitte ist es inzwischen geworden, mit Turnschuhen auf Höhenwanderung zu gehen. Mir fallen bei unseren Wanderungen immer wieder diejenigen auf, die in Jeans und Turnschuhen „angedackelt“ kommen. Ich muss ehrlicherweise gestehen, wenn mir vor einigen Jahren ein Mensch auf den Kopf zugesagt hätte, dass ich mich jemals in „Knobelbechern“ und „Knickerbockern“ sehen lasse, dann wäre ich wahrscheinlich vor Lachen umgefallen. Heute bin ich eines Besseren belehrt. Jeans, die verhältnismäßig eng sitzen, werden nach kurzer Zeit sehr unbequem.

Das Schuhwerk ist allerdings wesentlich wichtiger. Der richtige Wanderschuh ist für hochalpine Touren lebensnotwendig!!!! Diese Schuhe gibt es als Mittelgebirgsschuhe, für das Hochgebirge und für Gletscherbegehungen. Für die nachfolgend beschriebenen Wanderungen sollten Sie auf jeden Fall im Besitz von Hochgebirgswanderschuhen sein.

Auch die Wandersocken sind ein wichtiger Faktor. Wunde Füße können einen bei langen Wanderungen an die Grenze des Wahnsinns treiben. Bei Wandersocken wird eine Woll-/Synthetikmischung empfohlen (auf keinen Fall Baumwolle oder nur Wolle). Zu Zubehör und Ausrüstung erkundigen Sie sich bitte in Fachgeschäften. Außerdem nehmen wir grundsätzlich jeder ein Paar höhenverstellbare Wanderstöcke (Leichtmetall) mit. Ich habe zwar die verstellbaren Stöcke noch nie benutzt. Aber es gibt genügend Bergwanderer, die darauf schwören, gerade bei steinigen Strecken und im Schnee. Die Stöcke sind auch gut am Rucksack zu befestigen, so dass Sie die Hände jederzeit frei haben.

Geübte und erfahrene Bergwanderer nehmen grundsätzlich keine Abkürzungen. Weichen Sie nicht von markierten Wegen ab. Manchmal sieht eine Abkürzung sehr verführerisch aus. In der Regel können Sie aber davon ausgehen, dass die sichersten und auch einfachsten Wege markiert sind. In den meisten Fällen sind die vermeintlichen Abkürzungen wesentlich anstrengender und nicht ungefährlich. Abgesehen davon verursacht es große Schäden in der Natur, wenn sich jeder seinen eigenen Weg sucht.

Unberechenbare Wetterstürze sind im Hochgebirge, besonders in den Sommermonaten, keine Seltenheit. Es ist uns oft genug passiert, dass es bei den langen Wanderungen plötzlich veränderte Wettersituationen gab. Nebel und Regen haben wir auf einigen Wanderungen erlebt. Schneefall oder Gewitter blieben uns bisher erspart. Erkundigen Sie sich auch hierzu vor längeren Wanderungen vorsichtshalber bei der Bergrettung. Sind Sie bereits an einem Hüttenziel angekommen, und das Wetter schlägt vor Ihrem Abstieg um, so können Sie sich mit Fragen jederzeit an die Hüttenwirte wenden.

Wir machen es in der Regel so, dass wir die schwierigen Wanderungen ziemlich zu Beginn des Urlaubes absolvieren, da wir bei uns einen Abfall der Kondition zum Ende des Wanderurlaubes deutlich spüren. Die ersten Tage ist das mit Muskelkater und etwas Eingewöhnung verbunden. Dies hängt entscheidend von Ihrer Kondition ab.

Normalerweise legen wir, wenn uns die Wetterbedingungen nicht öfter dazu zwingen, jeden vierten Tag einen Pausentag ein. An solchen Tagen kundschaften wir dann per Auto andere Gebiete oder Orte aus, oder sehen uns eventuell vorhandene Sehenswürdigkeiten in der Umgebung an. Flache Wanderungen für Pausentage, oder Touren in andere Gebiete und Orte für Schlechtwettertage sind ebenfalls in den Kapiteln 2 bis 4 geschildert. Kapitel 5 enthält die Unterkünfte, in denen wir mit unserem Hund den Urlaub verbrachten, Restaurants in denen wir mit Hund willkommen waren und Ortsbeschreibungen.

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