Höhenwanderungen Ortlerregion/Stilfser Joch Nationalpark

Höhenwanderungen Ortlerregion/Stilfser Joch Nationalpark, Urlaubsort: Sulden (1.907 m)

Wanderurlaub 1.9. – 16.9.94. (Zum Zeitpunkt dieses Wanderurlaubes war „Charly“ 20 Monate alt)

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Wanderung zur Schaubachhütte

Tour 1: Sulden Gletscherbahn/Talstation (1.907 m) – Schaubachhütte (2.581 m) – Madritschhütte (2.816 m) – gleicher Weg zurück

Bei fast allen Wanderungen in Sulden hat man die Möglichkeit, die Wanderzeit durch Nutzung von Sesselliften und Gondelseilbahnen abzukürzen. Wir haben davon jedoch abgesehen, da der Sinn eines hochalpinen Bergwanderurlaubes für uns nicht zuletzt darin besteht, sich selbst zu fordern. Bei dieser geschilderten Wanderung können Sie durch Nutzung der Gletscherbahn Sulden insgesamt 3 Stunden des Weges und viele Mühen sparen. Morgens, um 9:30 Uhr, parkten wir auf dem Parkplatz der Gletscherbahn Sulden/Talstation. In östlicher Richtung beginnt am Wald der Weg Nr. 1. Zuerst führt er durch den Wald, immer parallel zur Gletscherbahn. Anfangs ist der Weg fast eben, dann verläuft der Pfad in Serpentinen einen Hang bergan und führt schließlich auf dem breiten Fuhrweg zur Mittelstation und weiter bergan zur Bergstation der Gondelbahn. Der breite und ebene Fahrweg ist verhältnismäßig unangenehm zu gehen, da er streckenweise sehr steil wird und sich die Serpentinen endlos zu ziehen scheinen. Rechts hat man den Ausblick ins Tal und auf die gegenüberliegenden Berge, links Felshänge und Geröll. Teilweise wandert man auf dem Fuhrweg auch direkt unter der Gletscherbahn entlang. Bis zu diesem Bergwanderurlaub hatte „Charly“ noch nie unter einer Seilbahn entlang laufen müssen. Jedes Mal, wenn eine Gondel über unseren Köpfen hinweg fuhr, schreckte der Hund zusammen und lief sekundenlang mit eingezogenem Schwanz weiter. Wenn die Gondeln kommen, verursachen sie ein surrendes Geräusch und werfen natürlich auch Schatten. Der Hund sah immer wieder entsetzt nach oben. An der Mittelstation der Gletscherbahn zweigt rechts der Weg Nr. 2 ab, der zur Hintergrathütte führt. Wir machten an der Mittelstation eine kurze Fotopause. Der Blick ins Suldental und auf den Ort Sulden bietet sich in nördlicher Richtung. In südlicher Richtung schaut man auf die Gletscher und Bergspitzen. Deutlich kann man auch den Weg Nr. 2 sehen, der sich an der gegenüberliegenden Seite des Höhentales entlang windet. An der Mittelstation bot sich aber noch ein anderes interessantes Objekt für ein Foto. 1985 hat der Bergsteiger Reinhold Messner aus Tibet die „Yaks“ hierher eingeführt. Die Tiere wurden hier in der Natur wieder freigelassen und haben sich offenbar gut eingewöhnt. Seit einigen Jahren stellt man fest, dass sie sich hier auch vermehren. In den Wintermonaten, so wurde uns erzählt, kämen die Tiere bis in den Ort. Diese tibetanischen Rinder sehen ganz anders aus, wie unsere deutschen Rinder. Die „Yaks“ lagen nicht direkt am Fuhrweg, sondern am Bachverlauf neben der Mittelstation. Man sollte die scheuen Tiere auf keinen Fall zu sehr bedrängen, aus sicherer Entfernung lassen sich auch schöne Fotos machen. Nach der Fotopause ging es wieder auf dem Fuhrweg steil und nun auch serpentinenreich bergan. Der Fuhrweg endet an der Südseite der Schaubachhütte (2.581 m). Hier nahmen wir auf der Holzterrasse an einem der Tische Platz und holten uns aus der Hütte noch eine Kleinigkeit zu essen. Der Blick, der sich von dieser Terrasse bietet, ist wirklich überwältigend. Ganz rechts, in nordwestlicher Richtung, sieht man auf den alles beherrschenden Ortler (3.906 m), links davon in westlicher Richtung den Monte Zebru (3.740 m). Die dritte Spitze, in südwestlicher Richtung, ist die Königsspitze (3.860 m). Diese drei Berge werden auch als „Dreigestirn“ bezeichnet. Schaut man von der Terrasse der  Schaubachhütte in die südliche Richtung, so sieht man die Sulden Spitze (3.378 m) und den Gletscherweg zur Casatihütte (3.254 m). In südöstlicher Richtung  befindet sich die Eisseespitze (3.230 m),  die Butzen Spitze (3.302 m) und die Madritsch Spitze (3.265 m). Eine so große Anzahl von Bergen mit einer Höhe von über 3.000 m aus solcher Nähe zu sehen, bietet sich nicht allzu häufig. Wir hatten bis zu diesem Zeitpunkt auch noch Glück mit dem Wetter. Kein Wölkchen war am Himmel. Auch die schneebeladenen Gletscher wirken sehr imposant und schimmerten im Sonnenlicht. Von der Talstation der Gletscherbahn bis zur Schaubachhütte hatten wir 1 ½ Stunden benötigt. Im Wanderführer ist eine Zeit von 2 Stunden angegeben. Der Weg ist zwar anstrengend, vom Schwierigkeitsgrad her aber durchaus leicht. Wir hatten uns auf der Hütte mit Dauerwürsten und Milch verpflegt. Nach einer Rast von ca. 45 Minuten ging es dann weiter. Wir wanderten von der Schaubachhütte in östlicher Richtung weiter zur Madritschhütte (2.820 m). Dabei hat man zwei Möglichkeiten: entweder bleibt man auf dem Fuhrweg und läuft an den Skipisten und Liften vorbei, oder man geht zumindest einen Teil des Weges auf einem links vom Fuhrweg verlaufenden Pfad über Hügel und durch Almwiesen. Zuerst geht man von der Schaubachhütte zur Bergstation der Gletscherbahn. Hier befindet sich auch ein großes, modernes Speiselokal (Hunde erlaubt, aber keine Berghüttenatmosphäre). Von der Bergstation aus kann man dann auf den Trampelpfad direkt links einen kleinen Hang hoch, oder geradeaus auf dem breiten Fuhrweg Nr. 151 weiter wandern (Richtung Ost). Der Trampelpfad hat den Vorteil, dass er teilweise den Ausblick ins Suldental bietet, durch Wiesen, über Hügel und streckenweise an einem Bach entlang führt. Der Pfad ist markiert. Bedingt dadurch, dass er nicht durchgehend ansteigt, ist dieser Pfad etwas besser begehbar. Der Fuhrweg ist wesentlich unangenehmer. Er ist von der Bergstation an gleichbleibend steil. Der Ausblick vom Fuhrweg bietet sich auf umliegende Berge, aber auch auf die nicht besonders schönen Skipisten. Im Sommer sehen die Skipisten eher aus wie „Katastrophengebiete“. Wir wählten auf der heutigen Tour den Fuhrweg. Einige Male gingen wir von dem Weg rechts ab auf die Skipisten und entdeckten dabei einmal ein bereits teilweise verwestes Lamm. Im Winter ist die Madritschhütte eine gut besuchte Skihütte. Von den neueren Berghütten ist die Madritschhütte mit Sicherheit eine der Schönsten. Die Hütte ist sehr groß, mit einer riesenhaften Sonnenterrasse, sehr modern aber trotzdem geschmackvoll und rustikal hergerichtet. Was ich allerdings auf manchen Berghütten bemängele, sind Buffets, an denen man sich zwecks Bedienung einreihen muss, wie in einem Schnellimbiss. Diese Buffettheken nehmen den Hütten den typischen Charakter und vermitteln eher die Atmosphäre einer Schnellgaststätte, anstatt einer Berghütte. Bedingt durch die vielen Seilbahntouristen, Skiläufer, Bergsteiger und Bergwanderer, lässt sich der Ansturm auf den Hütten aber wahrscheinlich nicht mehr anders bewältigen. Die Sonnenterrasse der Madritschhütte bietet einen Ausblick, den man in Gold kaum aufwiegen könnte. Alle vorher genannten Berge sind aus einer völlig anderen Perspektive, wie von der Schaubachhütte, sichtbar. Der Anblick, vor allem bei klarer Sicht, möchte einen am liebsten hier anwachsen lassen. Auf dieser Hütte gab es ebenfalls keine Probleme mit dem Hund. Auf der Terrasse saßen noch zwei Familien mit Hunden, die Hunde waren sich aber alle gut gesonnen. Auch auf den Hütten lassen wir „Charly“ möglichst ohne Leine, solange wir uns im Freien aufhalten. Wir nahmen etwas Proviant zu uns und holten uns Getränke. Um ca. 13:50 Uhr ging es von der Madritschhütte weiter in östlicher Richtung zum Madritschjoch. Das Madritschjoch liegt auf 3.150 m Höhe. Als wir losgingen, zog bereits rundum Nebel an den Berghängen auf. Der Himmel bewölkte sich, und es wurde empfindlich kühl. Aus der Ferne hörte man des Öfteren Grollen und Rumoren wie Donner, vielleicht war es aber auch ein kleinerer Lawinenabgang an einem der umliegenden Gletscher. Wir entschlossen uns umzukehren und wanderten auf den gleichen Weg talwärts. Auf dem Rückweg legten wir nochmals eine kurze Rast an der Schaubachhütte ein. An der Mittelstation stießen wir wieder auf die „Yaks“. Diesmal lagen die Tiere allerdings überall am Rand des Weges und sogar auf dem Weg. Da wir nicht abschätzen konnten, wie sie aus solcher Nähe auf den Hund reagieren würden, machten wir uns Gedanken darüber, wie wir „Charly“ am besten an den Tieren vorbei manövrieren könnten. Vor uns lag ein Stück des Weges, auf dem man den Bach überquert. Auf der anderen Seite des Baches lagen ungefähr 5 „Yaks“ direkt am und auf dem Weg. Aus dem Blickwinkel sah ich, dass ein Ehepaar auf der anderen Seite des Baches auf dem Weg stand und abwartete, was wir wohl jetzt mit dem Hund machen würden. Der Bach war sehr kalt und an dieser Stelle ca. 2 – 3 Meter breit, nicht sehr tief, aber mit Strömungen. Allein, ohne dass einer von uns am anderen Ufer stünde, würde „Charly“ wahrscheinlich den Bach nicht ganz durchschwimmen, sondern wieder zu uns zurückkommen. Ich überquerte den Bach auf dem Fuhrweg, vorbei an den „Yaks“ und lief dann einige Meter weiter talwärts am Bach entlang. Mein Mann lief mit „Charly“ auf der anderen Seite des Baches entlang, bis er mit dem Hund auf meiner Höhe war. Dann rief ich den Hund zu mir. Er schwamm zügig durch den Bach und war damit in sicherer Entfernung von den Yaks wieder auf dem Weg. Das Ehepaar hatte den ganzen Vorgang schmunzelnd beobachtet. Um 17:00 Uhr waren wir dann wieder auf dem Parkplatz der Gletscherbahn/Talstation. Als wir am Kofferraum standen und unsere Wanderschuhe auszogen, fing der Hund plötzlich heftig an zu bellen. Sein Blick war nach oben gerichtet. Was ihn irritierte war nicht etwa die Gondel, an die hatte er sich anscheinend schon gewöhnt. Er hatte Paraglider entdeckt. An einem naheliegenden Bach kühlten wir uns dann noch ein paar Minuten die Füße, bevor wir zur Unterkunft zurückfuhren. Auf den Hütten hatten wir uns natürlich wieder mit dem Hüttenstempel versehene Karten und soweit möglich auch Hutnadeln besorgt. Auf der kurzen Fahrt zurück zu unserer Unterkunft herrschte wieder strahlender Sonnenschein. Der Höhenunterschied bei dieser Wanderung betrug ca. 910 m, Gesamtwanderzeit 7 ½ Stunden, Schwierigkeitsgrad laut Wanderführer „leicht“. „Zuhause“ angekommen, lernten wir die Bewohner der Ferienwohnung unter uns kennen. Ein deutsches Paar aus Rüdesheim mit einer Schäferhündin. „Panja“ und „Charly“ verstanden sich von Anfang an gut, und wir trafen „Panja“ in unserem Urlaub des Öfteren.

Tour 2: Sulden Ortsteil St. Gertraud (Haus der Berge) – (ca. 1.900 m) Tabarettahütte (2.550 m) – Payer Hütte (3.029 m) – gleicher Weg zurück:

Hinter dem „Haus der Berge“ in Sulden/St. Gertraud beginnt der Wanderweg Nr. 4 in Richtung Tabarettahütte. Hier ist der Ausgangspunkt für unsere Wanderung zur Payer Hütte, die wir um 9:30 Uhr antraten. Einige Wanderer hatten uns am Vortag von dieser Tour mit Hund abgeraten. Wir waren bei Beginn der Wanderung  absolut nicht sicher, ob wir überhaupt weiter als zur Tabarettahütte kommen würden. Der anfangs serpentinenreiche, aber nur mäßig steile Weg, führt in nordwestlicher Richtung durch den Wald bergan bis zur Waldgrenze (2.145 m, ca. 45 Minuten Wanderzeit). Wie fast alle Waldwanderpfade ist der Weg gut markiert und nicht sehr schmal. Vorsicht allerdings ist bei Nebel oder Regen geboten, da der Weg überall von Baumwurzeln durchzogen ist und deshalb sehr rutschig werden kann. Wo der Wald endet, verläuft der schmale Pfad in ansteigender Querung der Geröllmoränen des Marltferners. Der Weg ist nicht schwierig, aber abenteuerlich. Bei der Überquerung des Marltferners empfiehlt es sich, keine vermeintlichen Abkürzungen zu wählen. Nur auf dem markierten Weg kommt man einfach und sicher durch das Geröll vorwärts. Die Tabarettahütte liegt im Angesicht der gewaltigen und sehr schwierig zu besteigenden Ortler-Nord-Ost-Wand. Als wir unterhalb dieser Wand entlang wanderten, entdeckten wir eine Gruppe weit oben beim Aufstieg. An dieser Stelle ist an Felsen auf der Schuttmoräne eine Gedenkstätte mit Gedenktafeln für Bergsteiger angebracht, die den Versuch der Besteigung des Ortlers über diese Wand nicht überlebt haben. Wir nahmen uns die Zeit, die Gedenktafeln zu lesen. Dabei beschleicht einen schon ein unheimliches Gefühl. Während der Wanderung über die Moränen des Marltferners befindet man sich ständig unter den drohend wirkenden Eiswülsten des Oberen Ortlerferners. Am 29. Januar 1960 stürzten hier rund 500000 Kubikmeter Eis und Schnee aus der Nordwand über die Marltmoränen hinab bis zur Suldener Talstraße. Seitdem gibt es eine zweite Straße, die lawinensicher gebaut rechts vom Suldenbach verläuft. Die Tabarettahütte ist schon bei der Überquerung des Marltferners sichtbar. Nach der Überquerung dieses Ferners führt der Weg steil und serpentinenreich einen Wiesenhang in nordwestlicher Richtung bergan. Links und rechts vom Weg weiden an diesem Hang freilaufende Schafe. Der Weg ist steinig und man hat jetzt eines der steilsten Stücke auf dem Weg zur Tabarettahütte vor sich. Die Überquerung des Marltferners nimmt ca. 1 Stunde in Anspruch, das kurze letzte Stück diesen Wiesenhang hinauf nochmal ca. ½ Stunde. Gesamtwanderzeit zur Tabarettahütte ca. 2 ½ Stunden. Von der Tabarettahütte und der in südostlicher Richtung gelegenen Sonnenterrasse bietet sich, ebenso wie von dem dann folgenden Streckenabschnitt bis zum Bärenjoch/Bärenkopfscharte, ein wunderbarer Ausblick auf das Suldental mit Suldenbach sowie auch die gegenüberliegenden Gebirgshänge. Man sieht die Kälberalm, das Vordere Schöneck (2.908 m) und das Hintere Schöneck (3.128 m). Wir machten an der gemütlichen Tabarettahütte (2.550 m) ca. 45 Minuten Pause und wanderten um 11:45 Uhr weiter. In nordwestlicher Richtung ging es auf der Rückseite der Hütte wieder auf dem Weg Nr. 4 über Geröllmoränen auf sehr schmalem, steinigen Pfad an der Felswand entlang. Der Weg ist anfangs fast eben, am Ende der Moränen beim Aufstieg zur Bärenkopfscharte/Bärenjoch wird der Weg jedoch sehr steil und serpentinenreich. Vor uns auf dem Aufstieg befand sich ein älteres Ehepaar. Die Frau hatte sich in dem Geröll hingesetzt und meinte, Sie würde nicht mehr weiter können. Solche Dinge ermutigen nachfolgende „Hobbywanderer“ zwar nicht gerade, aber ich konnte sehr gut nachempfinden, wie der Frau zumute war. Wir stiegen weiter auf. Die Bärenkopfscharte/Bärenjoch liegt auf 2.871 m, und weiter folgt man dem schmalen, schwindelerregenden Pfad zur Tabarettascharte (2.903 m, kleiner Felsturm). Dann geht es zuerst teilweise auf dem Kamm, und später rechts unterhalb des Kammes weiter in Richtung Payer Hütte. Wir wanderten jetzt auf der anderen Seite des Gebirgskammes, an dem unterhalb die Tabarettahütte liegt, in südlicher Richtung. Der Ausblick nach rechts in das Trafoier Tal und auf das Stilfser Joch mit seinen 48 Kehren. An der Tabarettascharte bietet sich der Blick in beide Täler, rechts ins Trafoier Tal, links hinunter zur Tabarettahütte und ins Suldental. Ein Teil des Wegabschnittes nach dem Bärenjoch/Bärenkopfscharte ist seilgesichert. Sind Sie nicht absolut schwindelfrei, so sollten Sie sich im Anblick der zügig vorbeiwandernden Bergsteiger, die von der Payer Hütte aus den Ortler besteigen wollen, nicht schämen, die Seilsicherung in Anspruch zu nehmen. Für den Hund war hier nirgendwo ein unumgehbares Hindernis, und auch der schwindelerregende Ausblick beeindruckte „Charly“ überhaupt nicht. Auf diesem Wegstück können Sie allerdings wirklich nur mit einem Hund unterwegs sein, der ohne Zögern an anderen Wanderern vorbeiläuft und der pflegeleicht genug ist, dass Sie sich auf sich selbst konzentrieren können. Ist Ihr Hund nicht absolut zuverlässig und berechenbar, so muten Sie sich und den lieben Mitwanderern aus Sicherheitsgründen den Weg ab der Tabarettahütte bitte nicht zu. Das Wegstück vom Joch zur Payer Hütte enthält keine großartige Steigung mehr, bis kurz vor der Payer Hütte. Die sprichwörtlich letzten Meter werden noch einmal sehr steil. Hätte mir auch nur ein Jahr vorher irgendjemand gesagt, dass ich diese Strecke jemals gehen würde, so hätte ich bestimmt abgewunken. Allerdings ist das Ziel so lohnenswert, dass alle Anstrengungen schnell vergessen sind. Der Ausblick von dieser Berghütte, die zu der höchstgelegenen in den Alpen zählt, ist unbeschreiblich. Da wir klare Sicht hatten, konnten wir von der Terrasse auf der Ostseite der Hütte den Ausblick genießen. Der Blick reichte ins Suldental, auf alle umliegenden Berge, sowie in nördlicher Richtung bis zum Reschensee. Von der Terrasse auf der Westseite der Hütte bietet sich der Blick auf den gesamten Stilfser Joch Nationalpark sowie auf das Gebiet der angrenzenden Schweiz. Die Payer Hütte liegt direkt unterhalb des Ortler Normalaufstieges auf 3.029 m Höhe. An der Hütte, zu der nur beschwerliche Wege führen, trifft man deshalb auch weniger auf „Wandertouristen“, sondern hauptsächlich auf geübte Bergwanderer und Bergsteiger. Die Atmosphäre ist so, wie ich mir eine typische Berghütte vorstelle. Auch von innen hat die Stube der Hütte eine gemütliche und urige Atmosphäre. Wildes Sprachgewirr, links sitzend eine Gruppe italienischer Bergsteiger, die den Ortler besteigen wollen. Rechts einige Japaner mit Bergführer, dann wieder eine Gruppe Deutsche, die schon das zweite Mal den Ortler besteigen. Überall auf der Terrasse sind die riesigen Rucksäcke abgestellt, Wanderstöcke, Wanderschuhe und Eispickel stehen herum. Man sieht die Bergsteiger beschäftigt mit den Vorbereitungen. Eine Seilschaft ist durch das Fernglas ganz hoch oben, auf dem riesigen Schneefeld, beim Aufstieg zu sehen. Eine Gruppe Italiener ist gerade vom Ortler Gipfelkreuz zurückgekehrt und unterhält sich begeistert über diesen Erfolg. Eine einzige Frau ist bei dieser italienischen Gruppe. Wettergegerbte Gesichter, braun gebrannt, athletische Körper. Ich sehe nach 5 Stunden Höhenwanderung nicht mehr unbedingt salonfähig aus. Die Haare und die Kleidung sind durchgeschwitzt. Manche Wanderer sehen auch nach schlimmeren Strapazen noch aus, als seien Sie gerade einem Friseursalon entlaufen. Bei den Hütten, die mit Seilbahnen zu erreichen sind, kann ich das ja nachvollziehen. Da sehen viele Hüttengäste aus, wie „aus dem Ei gepellt“. Die sind dann aber offenbar auch gerade erst aus der Seilbahn gestiegen. Aber hier oben empfinde ich es ja fast schon als „unverschämt“, nach einer Ortlerbesteigung noch gestylt auszusehen. Bei Beobachtung der Bergsteiger hier oben kann leiser Neid aufkommen. Bei mir ist es allerdings mehr Bewunderung für eine solche körperliche und psychische Kondition und Selbstbeherrschung. Aber ich bin mir sicher, dass ich mich als Bergsteiger nicht eignen würde. Meine persönlichen Grenzen sind für mich ganz eindeutig beim hochalpinen Bergwandern sichtbar, die Gipfel überlasse ich gerne anderen. Mir genügt das Naturerlebnis und die hochgelegenen Berghütten als Ziel. Von den Gipfeln sind auch nur die wenigsten mit Hund zu erreichen. Und auf unseren „verrückten Köter“ würde ich im Urlaub auf gar keinen Fall verzichten wollen. Alles von uns in den letzten Jahren erlebte, wird durch „Charly“ doppelt schön. Wir haben bisher auch auf den schwierigeren Touren nie erlebt, dass wir wegen unserem Hund auf negative Weise von anderen Wanderern angesprochen wurden. Nie hat uns jemand schon auf Entfernung angeblökt: „Machen Sie den Hund fest“, im Gegenteil. Wenn wir in kleinen Orten wie Sulden den Urlaub verbracht haben, so waren die Reaktionen unserer Mitmenschen auf „Charly“ sehr positiv. Aber eigentlich bestand zu negativer Reaktion bei ihm auch nie Anlass. In Sulden erlebten wir zum Beispiel nach dem Aufstieg zur Payer Hütte, dass uns auf späteren Wanderungen Wanderer begegneten, die nur meinten: “Ach schau mal, da ist ja der Charly von der Payer Hütte“. Tagsüber trug „Charly“ beim Wandern ein rotes Halstuch. Abends, wenn wir ihn mit in die Restaurants nahmen, trug er es nicht. Eines Abends kam eine Frau an unseren Tisch und meinte:“ Wir haben sie heute auf der Wanderung getroffen, hat der Hund sein Halstuch verloren?“ Nach einer Pause von ca. ½ Stunde stiegen wir um 16:30 Uhr auf gleichem Weg wieder ab. Wir legten noch eine ganz kurze Rast an der Tabarettahütte ein, wo der Hund auch gut gelitten war. Dort genossen wir die letzten intensiven Sonnenstrahlen des Tages. Ein zufriedenes Gefühl hüllte mich ein. Es ist ein sehr gutes Gefühl, an sich selbst Anforderungen zu stellen und diese auch zu erfüllen. Bei einem Ausblick wie dem von der Payer Hütte denke ich: „Mein Gott, was ist die Welt schön. Wie klein und unwichtig sind eigentlich alle meine Gedanken und Alltagssorgen, und wie allmächtig erscheint diese Bergwelt. All dies hat Millionen von Jahren vor mir existiert und wird noch existieren, wenn es alle heute lebenden Menschen längst nicht mehr gibt“. Für Bruchteile von Sekunden ist man endlich einmal in der Lage, sich die Unwichtigkeit des eigenen Daseins vor Augen zu halten. Man kann diese Erlebnisse und diese Gedanken nur schwer in Worte fassen, aber ich würde jedem Menschen das Gefühl gönnen. Um 18:30 waren wir wieder im Ort. Die letzten paar hundert Meter durch den Ort zur Unterkunft zurück waren sehr beschwerlich. Für die hier geschilderte Tour ist ein erhebliches Maß an Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, spätestens ab der Tabarettahütte aufwärts, erforderlich. Schwierigkeitsgrad „mittel“. Gute Kondition vorausgesetzt. Die Gesamtwanderzeit mit allen Pausen betrug  9 Stunden, ein Höhenunterschied von insgesamt 1.122 m ist zu bewältigen.

3) Gletscherbahn Sulden/Talstation (1.907 m) – Schaubachhütte (2.581 m) – Madritschhütte (2.818 m) -Madritschjoch (3.123 m) – Hintere Schöntaufspitze (3.325 m) – gleicher Weg zurück

Um 8:15 Uhr gingen wir an der Gletscherbahn/Talstation los. Bis zur Madritschhütte auf dem gleichen Weg, wie schon bei Wanderung Nr. 1 beschrieben (Fuhrweg 1 bis zur Schaubachhütte, dann Fuhrweg 151 bis zur Madritschhütte). Man kann körperliche Anstrengungen verringern und die Gesamtwanderzeit verkürzen, indem man von der Tal- bis zur Bergstation (Nähe Schaubachhütte) die Strecke mit der großen und geschlossenen Gondel der Gletscherbahn zurücklegt (Hund kein Problem). Wir bevorzugen ganz persönlich die körperliche Herausforderung. Wenn eben möglich, meiden wir die Benutzung der Seilbahnen. Als wir an der Schaubachhütte zu der ersten, kurzen Pause eintrafen, kamen auch auf dem Plateau die ersten Touristen mit der Seilbahn an. Nach kurzer Pause gingen wir dann auf dem Weg Nr. 151 weiter zur Madritschhütte. Auch hier legten wir nur eine kurze Rast ein. Um 11:15 Uhr ging es dann von der Madritschhütte (2.818 m) weiter auf dem steilen Schotterfuhrweg Nr. 151 in östlicher Richtung bis zu dem auf 3.123 m gelegenen Madritschjoch. Auf dieser Strecke befinden sich wegen des ohne Schwierigkeiten begehbaren Fuhrweges sehr viele Wanderer, und auch den Aufstieg zur Hinteren Schöntaufspitze bewältigen ganze Menschenansammlungen gleichzeitig. Die Hintere Schöntaufspitze gehört zu den am leichtesten erreichbaren Gipfeln, auch mit Hund. Dieser Gipfel ist auch bis heute der Einzige, den wir mit Hund erklommen haben. Bergsteigerische Fähigkeiten und besondere Ausrüstung benötigt man nicht. Im Gegensatz zu den Sonntagsausflüglern, die sich auch in Kleid und Halbschuhen per Seilbahn und Fahrweg bis hierher trauen, sollte man intelligenter Weise aber auf jeden Fall vernünftige Wanderschuhe tragen. Auf dem Streckenabschnitt bergan zum Madritschjoch hat man rechts vom Fuhrweg den klaren Blick auf den Ebenwandferner, die oberhalb liegende Eisseespitze (3.230 m), die Butzen Spitze (3.302 m) und die Madritschspitze (3.265 m). Auf dem letzten Stück vor dem Joch waren überall auf den Felsen kleine Schneefelder zu sehen. „Charly“ flitzte wie ein Besessener durch den Schnee und fing mit richtigen Luftsprüngen die Schneebälle, die wir ihm zuwarfen. Am Madritschjoch angekommen, bot sich eine wunderbare Aussicht. Wir hatten glücklicherweise, wie schon bei der vorangegangenen Wanderung zur Payer Hütte, absolutes Traumwetter erwischt. Die Sicht war sehr klar, und so sah man vom Joch aus in westlicher Richtung bis hinunter zur Schaubachhütte und dem „Dreigestirn“. In südöstlicher Richtung konnte man das Madritschtal, die Mut-Spitze (2.912 m), die Marteller Hütte (2.610 m), Schran Spitze (2.888 m) und die Vordere Rotspitze (3.031 m) sehen. In nordöstlicher Richtung sieht man vom Madritschjoch den im Martelltal liegenden Zufrittsee. In östlicher Richtung am Eingang des Madritschtales liegt die Zufallhütte (2.265 m). Hier am Madritschjoch blieben wir einige Minuten sitzen. Wir begannen auf dem schmalen, serpentinenreichen und teilweise steilen Geröllpfad bergan in nördlicher Richtung die Hintere Schöntaufspitze zu erklimmen. Auch hier sollte man es vermeiden, bei Ausweichversuchen und Überholmanövern vermeintliche Abkürzungen zu nehmen. Folgen Sie auf jeden Fall den Markierungen. Von unten ist der Weg teilweise gar nicht zu erkennen. Ich befand mich am Schluß einer Gruppe aufsteigender Wanderer. „Charly“ lief allen voran, dicht gefolgt von „Herrchen“, dann folgten dicht auf dicht einige andere Wanderer. Das „Schlußlicht“ bildete „Frauchen“, die außer Atem und müde war. Immer wenn ich hochblickte überlegte ich, ob ich weiterlaufen sollte. Als dann alle Wanderer vor mir oberhalb über eine Kuppe verschwanden, überlegte ich allerdings nicht mehr lange. Alleine hier am Felshang zu stehen, das war mir wesentlich unheimlicher, als weiter bergan zu gehen. Der Ausblick von der Hinteren Schöntaufspitze ist phänomenal. Es bietet sich ein Rundumblick ins Suldental und Martelltal und auf alle umliegenden Berge und Gletscher, sehr imposant. Auf der Spitze, die ein großes Plateau bildet, machten wir einige Fotos und Videoaufnahmen und legten eine Rast ein. Unseren „Fiffi“ mussten wir dann doch einmal zurückpfeifen, da er glaubte, bei einer Familie, die auch gerade den Proviant ausgepackt hatte, eine Rucksackinspektion vornehmen zu müssen. Nach einer ordentlichen Brotzeit machten wir uns wieder auf den Weg zum Madritschjoch. Im Wanderführer ist der Schwierigkeitsgrad mit „leicht“ angegeben. Beginnt man die Wanderung aber schon an der Gletscherbahn Talstation in Sulden, so erfordert diese Wanderung Ausdauer und Kondition. Das letzte Stück des Aufstieges auf die Hintere Schöntaufspitze, erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Wir wanderten den Fuhrweg Nr. 151 an den Skipisten entlang talwärts. Kurz vor dem Restaurant der Gletscherbahn/Bergstation wollte ich „Charly“ anleinen, weil draußen an einem der Tische ein Schäferhund angeleint saß. Zu meinem Erstaunen musste ich feststellen, dass die Leine weg war. Ich hatte sie morgens am Rucksack festgebunden. Da wir sie unterwegs nur selten benötigen, war mir der Verlust nicht aufgefallen. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich die Leine schon auf dem ersten Wegabschnitt zur Schaubachhütte verloren haben musste. Um herauszufinden, ob vielleicht jemand die Leine gefunden und abgegeben hatte, begab ich mich in das Restaurant. Ich fragte die Bedienung, ob eine grüne Hundeleine abgegeben worden sei. Während die Bedienung das verneinte, erhob sich von einem Tisch ein älterer Herr. Das Ehepaar war selbst mit Dackel unterwegs und hatte die Leine unterwegs gefunden. Wir machten an der Schaubachhütte noch einmal eine kurze Rast. Dann wanderten wir in Begleitung eines Wanderers, den wir bei unserer ersten Tour zur Schaubach- und Madritschhütte kennengelernt hatten, ohne Pause bis zur Talstation der Gletscherbahn, wo auch unser Pkw geparkt war. Den Parkplatz erreichten wir ca. gegen 18:00 Uhr. Die Gesamtwanderzeit inklusive aller Pausen betrug 9 ½ Stunden bei einem Höhenunterschied von 1.418 m.

4) Sulden/Hotel Marlet (ca. 1.900 m) – Zaybachtal – Düsseldorfer Hütte (2.721 m) – gleicher Weg zurück

In Sulden liegt auf der östlichen Seite des Tales oberhalb der Hauptstraße das Hotel Marlet. Von hier beginnen wir um 10:15 Uhr die Wanderung zur Düsseldorfer Hütte, die auf 2.721 m Höhe im Talschluß des Zaybachtales liegt. Zuerst wandern wir vom Hotel Marlet auf dem Forstweg/Fahrweg in südöstlicher Richtung ca. 15 Minuten bis zum Zaybach. Wir nehmen den Weg Nr. 5, der schmal und serpentinenreich links am Zaybach entlang in das Zaybachtal (sehr schönes Höhental) führt. Der Bach war reißend und führte sehr viel Wasser. Der Hund war wie immer in seinem Tatendrang nicht zu bremsen. Er lief einige Meter voraus, und die anfänglich steile Strecke bewältigte er wie im Flug. Nach ca. ¾ Stunde Wanderzeit erreichten wir den höher gelegenen Teil des Zaybachtales. Der Pfad ist hier nur noch mäßig steil und führte durch teilweise sumpfige Almwiesen bergan. Der Zaybach wird an einer Stelle über Holzplanken überquert. Kurz darauf stand plötzlich mitten auf dem Weg eine Herde Kühe. Die Tiere ließen sich durch unsere Anwesenheit überhaupt nicht irritieren. Da wir nicht über Felsblöcke steigen wollten, um den Kühen auszuweichen, entschieden wir uns dazu, die Tiere aus dem Weg zu treiben. Wir leinten „Charly“ vorsichtshalber an. Mit Rufen und wilden Armbewegungen trieb ich die Tiere aus dem Weg, während mein Mann mit „Charly“ zügig weiterging. Durch meine Rufe sah sich der Hund veranlaßt mit seinem Bellen meinem Handeln noch etwas Nachdruck zu verleihen. Dann wurde der schmale Pfad wieder wesentlich steiler und serpentinenreich. Die Almwiesen lagen hinter uns, und nun ging es durch Geröll und Fels bergan. Schon bei Beginn der Wanderung war das Wetter nicht gerade berauschend. Ursprünglich war es bewölkt, jetzt zog an den Felshängen und Bergwänden im Talschluss Nebel auf, und es fing an zu nieseln. Die Hütte war schon einige Male beim Aufstieg kurz zu sehen. Erst auf dem letzten, steileren Anstieg zur Hütte begegneten wir mehreren Wanderern. Bis dahin schienen wir uns alleine in diesem Höhental zu befinden. Der Aufstieg hatte ohne jegliche Pause 2 Stunden gedauert. Schon wegen der Witterung kehrten wir mit „Charly“ in der Hütte ein. Der Hund durfte, obwohl die Hütte hoffnungslos überfüllt war, mit hinein. Die zwei Gaststuben der Düsseldorfer Hütte sind gemütlich. Aber wie schon erwähnt, war die Hütte total überfüllt. Im Flur, in dem man üblicherweise auf den Berghütten die nasse Kleidung aufhängt, Rucksäcke und Wanderstöcke abstellt, war mit Müh und Not noch ein Haken für unsere Regencapes zu ergattern. In der Hütte war es bullig warm. Eine Mischung aus Zigarettenrauch, Essengerüchen und Schweißgeruch erfüllte die Stuben. Alle Tische waren besetzt. Wir hatten Glück, neben der Küche noch einen freien Stuhl zu finden. Die Fenster waren so beschlagen, dass der Blick nach draußen unmöglich war. Angeregte Unterhaltungen an allen Tischen erfüllten den Raum. Entsprechend kurz fiel die Rast auf der Hütte aus. Wir bestellten uns beide ein Skiwasser (Sirup mit Mineralwasser) und ich aß eine Knödelsuppe. Bei diesem Wetter tat die warme Suppe sehr gut. Nach nur einer knappen ½ Stunde brachen wir wieder zum Abstieg auf. Von Wanderern, die nach uns die Hütte betraten, hörten wir, dass es inzwischen stark regnete. Es war schon 12:30 Uhr und nicht abzusehen, ob sich das Wetter heute noch bessern würde. Deshalb entschieden wir uns zum Abstieg, solange dieser noch unter halbwegs sicheren Umständen möglich war. In diesen Höhenlagen kann aus Regen auch schnell Schnee werden. Beim Abstieg war der Pfad durch den Regen ziemlich rutschig. Die Wanderer, die uns beim Abstieg entgegenkamen, waren größtenteils für das Wetter ausgestattet. Da es bedingt durch die Nässe auch kälter geworden war, hatten wir Sweatshirts unter den Regenumhängen angezogen. Unter der Kapuze trug ich meine Sturmmaske, weil einem der Regen bei dem Wind kalt ins Gesicht peitschte. Zwei Wanderer kamen uns allerdings entgegen, bei denen ich im Nachhinein noch oft in Gedanken versucht habe nachzuvollziehen, was diese beiden jungen Leute sich eigentlich unter einer Bergwanderung vorgestellt haben mögen. Als die beiden im Tal ihre Wanderung begonnen hatten, kann das Wetter ja schon nicht ideal gewesen sein. Trotzdem trugen beide nur dünne Baumwollshorts. Die Oberkörper der beiden waren mit weißen T-shirts bekleidet. Die beiden jungen Leute waren schon dermaßen durchnässt, dass die Kleidung auf ihren Körpern regelrecht klebte. Der junge Mann trug einen ganz kleinen und fast leeren Rucksack, der also mit Sicherheit nicht Sachen zum Wechseln für zwei Personen enthielt. Das Schuhwerk war auch denkbar ungeeignet, weiße Lederturnschuhe. Als die beiden an uns vorbei aufwärts Richtung Hütte hechteten, war ich froh, nicht in ihrer Haut zu stecken. Übrigens, als Information für diejenigen unter Ihnen, die noch nie Bergwanderungen unternommen haben: Man sollte im Gebirge nie auf die Idee kommen, einen Regenschirm zu benutzen. Diejenigen unter den Lesern, die Bergwandererfahrung haben, werden diesen Rat für unnötig halten. Aber auch das haben wir schon erlebt. Regen und Donner, und plötzlich steht hinter einer Wegbiegung ein Wanderer mit „Knirps“ vor uns. Eine ganz schlechte Idee, vor allem bei Unwetter mit Blitz und Donner. Der Himmel rundherum hatte sich völlig zugezogen, keine einzige weiße Wolke war zu sehen, ein eintöniges Grau umgab uns. Um der geisterhaften Situation und dem herannahenden Unwetter möglichst schnell zu entrinnen, legten wir etwas an Tempo zu. Der Hund raste über die Almwiesen, an denen wir inzwischen wieder angekommen waren. Ihn schien das Wetter nicht sonderlich zu interessieren. Entlang dem Zaybach steil talwärts war der Weg inzwischen so aufgeweicht, dass man sehr darauf achten musste, wohin man trat, um eine ungewollte „Bauchlandung“ zu vermeiden. Endlich wieder im Tal auf dem breiten Weg zum Hotel Marlet angekommen, machte „Charly“ noch eine Bekanntschaft. Wir begegneten einem Paar mit einer Dalmatinerhündin. „Sophie“ und „Charly“ begannen miteinander zu spielen. Bald war von dem Grundton weiß im Fell beider Hunde kaum noch etwas zu sehen. „Charly“ sah fast aus, als hätte er ein Schlammbad genommen. Wir verabschiedeten uns und gingen zügig zu unserer Unterkunft zurück. Um 15:30 Uhr waren wir dann wieder in unserer Wohnung, und „Charly“ war zuerst unter der Dusche. Als wir es uns dann in unserem Wohnzimmer bei Kaffee und Kuchen gemütlich machten, fing es auch noch an zu blitzen und zu donnern. Meine Gedanken waren in diesem Moment unwillkürlich bei den Wanderern, die in der Hoffnung auf Wetterbesserung noch auf der Hütte geblieben waren und nun vielleicht gerade abstiegen. Gut, dass wir zeitig abgestiegen waren. Die Gesamtwanderzeit, inklusive der einen Pause auf der Hütte, betrug 5 Stunden bei einem Höhenunterschied von 850 m.

Tour 5: Sulden/Hotel Marlet – Stieralmhütte (2.248 m) – Vorderes Schöneck (2.908 m) – gleicher Weg zurück

Da es den ganzen Morgen sehr nebelig und bewölkt war, warteten wir bis ca. 10:15 Uhr. Langsam lösten sich Frühnebel und Bewölkung auf, und wir konnten loswandern. Zuerst gingen wir zum Hotel Marlet. Direkt hinter dem Hotel verläuft der Wanderweg Nr. 18/19 bergan zur Stieralm. Der erste Teil des Weges ist Fuhrweg, später wird er zu einem schmaleren Pfad und führt durch Wald und Almwiesen hinauf zur Waldgrenze und weiter zur Stieralm. Der Weg ist wirklich schön zu gehen. Immer wieder blinkte zwischen den Bäumen die inzwischen strahlende Sonne hindurch. Der Weg ist serpentinenreich und teilweise ziemlich steil, aber nicht beschwerlich. Selbst bei dem inzwischen warmen Wetter bot der Wald kühlenden Schatten. Schon kurz nach dem Hotel Marlet stand wieder eine Herde Kühe auf dem Weg. Gemächlich trotteten die Rindviecher neben uns her. Die ersten Warnsignale für die freilaufenden Tiere, nämlich das laute Gebimmel der Kuhglocken, sind hier oben schon lange vorher gut zu hören. Eine der Kühe musste ich allerdings regelrecht vom Weg treiben, da sie absolut keinen Anschein machte, uns vorbeizulassen. Etwas unterhalb der Stieralm kommt man am Waldrand an eine große Almwiese mit Picknicktischen. In der nächsten Serpentine des Fuhrweges steht eine Parkbank. Hier ließen wir uns nieder und tankten bei einer kurzen Brotzeit Sonne. 20 Minuten später kamen wir auf der Stieralm an. Diese gemütliche Almhütte liegt auf 2.248 m Höhe und bietet von dem kleinen, umzäunten Hofplatz eine wunderbare Aussicht auf die gegenüberliegende Seite des Suldentales. Deutlich zu sehen ist die Tabarettahütte, die Bärenkopfscharte/Joch und die Payer Hütte. Wir setzten uns vor die Hütte in die Sonne und genossen bei dieser Aussicht hausgemachten Apfelstrudel und ein Glas Milch. Nach 45 Minuten Rast machten wir uns wieder auf den Weg. Oberhalb der Stieralmhütte wird der Weg nun zu einem steilen, schmalen Pfad, der anfangs noch über Almwiesen führt, auf denen Kühe weiden. „Charly“ entschied, dass er eines der Rindviecher näher kennenlernen wollte. Er lief in gemäßigtem Tempo zu der Kuh, die ruhig liegenblieb. Erst beschnupperte er die Schnauze. Einige Minuten leckten sich Hund und Kuh gegenseitig die Schnauzen ab, dann lief „Charly“ um die Kuh herum und beschnüffelte intensiv Schwanz und Hinterteil. Die Kuh drehte nur den Kopf in Richtung des Hundes und sah ihm gelassen zu. Der Weg führt von den letzten Almwiesen steil und serpentinenreich durch Geröll und Fels in nordwestlicher Richtung bergan. Wir wollten zum Vorderen Schöneck auf 2.908 m. Auf ca. 2.800 m Höhe legten wir am Pfad eine Rast ein. Wir setzten uns auf einen größeren Stein und sogen den traumhaften Ausblick regelrecht in uns auf. Die Sonne strahlte, am blauen Himmel waren viele weiße Schäfchenwolken zu sehen. Auf der gegenüberliegenden Talseite sah man die Tabarettahütte und Payer Hütte, die Langenstein Liftanlage, K 2 Hütte und das „Dreigestirn“. Im Süden liegen die Gletscherbahn, der Fuhrweg zur Schaubachhütte und die Schaubachhütte. In der südöstlichen Richtung konnte man im Zaybachtal die Düsseldorfer Hütte erkennen. Plötzlich hörten wir über uns das Geräusch eines Hubschraubers. Er überflog das Zaybachtal und zu den Berghängen auf der gegenüberliegenden Seite des Suldentales. Auf einem der Berghänge neben der Tabarettahütte landete er. Nach wenigen Minuten hob er wieder ab und flog zu dem Hang, auf dem auch die Tabarettahütte liegt. Dort landete er etwas unterhalb der Hütte. Es war ein Rettungshubschrauber. Was geschah, konnten wir aber selbst durch unser Fernglas nicht erkennen. Ein solches Manöver in den Bergen zu beobachten, löst bei mir viele Gedanken aus. Es bringt mir jedes Mal wieder ins Bewusstsein, was die Männer von der Bergwacht/Bergrettung leisten müssen, wenn sich Menschen in eine schwierige Lagen bringen. Ein weiterer Gedanke ist in so einer Situation bei mir immer ein Mitgefühl dafür, was wohl in dem Menschen vorgehen mag, der momentan auf diese Hilfe angewiesen ist. Vor allem aber der innige Wunsch, niemals in eine ähnliche Situation zu kommen. Der weitere Aufstieg auf dem schmalen Pfad durch die Geröllserpentinen zog sich sehr hin. Es war schon 14:30 Uhr, und es kamen uns bereits Wanderer auf dem Abstieg entgegen. Wir entschieden uns an der Biegung, die dann in nordöstlicher Richtung an der Bergwand entlang zum Vorderen und Hinteren Schöneck führt, zur Umkehr. Wir ließen uns nun für den Abstieg Zeit und wanderten gemächlich auf dem gleichen Weg zurück. Wir kehrten auf dem Rückweg nicht mehr ein, machten aber an „unserer“ Parkbank nochmals eine kurze Rast. Am liebsten hätte ich mich hier in der Sonne auf die Bank gelegt, um ein Nickerchen zu machen. Aber je länger und öfter ich Pause mache, umso träger werde ich. Nach einigen geruhsamen Minuten zwangen wir uns dazu, weiterzugehen. Die Gesamtwanderzeit inkl. Pausen betrug 7 Stunden und der Höhenunterschied ca. 890 m. Der Schwierigkeitsgrad ist im Wanderführer mit „leicht“ angegeben. Um 17:30 Uhr waren wir wieder in unserer Unterkunft.

Tour 6: Gletscherbahn/Talstation (1.907 m) – H.-Ertl-Weg – Hintergrathütte (2.661 m) – Morisiniweg – K2 Hütte (2.330 m) – Gletscherbahn Talstation (Rundweg)

Um 10:15 Uhr wanderten wir bei sehr schönem Wetter los. Das Auto parkten wir an der Gletscherbahn/Talstation in Sulden und begaben uns dann unterhalb des Parkplatzes auf den Fahrweg, der auch zur Schaubachhütte führt. Kurz vor der ersten Kehre des Fahrweges gehen wir rechts hinunter zum Suldenbach und überqueren diesen. Die Überquerung ist nur bei Niedrigwasser (am besten im Herbst) möglich. Auf der rechten Seite des Suldenbaches angekommen, befindet man sich auf dem H.-Ertl-Weg/Nr. 2 A. Dieser führt nun zu einer Felswand und dann in steilen Serpentinen durch Felsen zu einer Geröllrampe. Über diese Geröllrampe geht es weiter zur nächsten Felsstufe. Der Weg erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, sieht aber wesentlich schwieriger aus, als er wirklich ist. Der H.-Ertl-Weg endet nahe der Mittelstation der Gletscherbahn, Gehzeit ungefähr ¾ bis 1 Stunde. Man geht weiter über den Geröllpfad Nr. 2. Der Weg führt in Kehren über einen Wiesenhang steil bergan. Schließlich biegt er rechts in einer Kehre über den Graskamm mit Blick auf Königsspitze, Monte Zebru und auf die Ortler-Südostwand. Der Weg steigt jetzt mäßig bergan durch Schutt- und Geröllmoränen, am Bachverlauf und Felskämmen vorbei. Nach einem etwas steileren letzten Stück steht man dann auf einem Höhenplateau. Vor uns liegt rechts am Weg die verfallene Bäckmannshütte. Auf dem weiteren fast ebenen Verlauf des Weges kommt man noch an einem kleinen Tümpel vorbei. Kurz darauf ist etwas unterhalb der Gratsee und die westliche Terrasse der Hintergrathütte sichtbar. Es geht nun sanft durch ein kleines Tal bergab und am Gratsee vorbei. Nach weiteren 10 Minuten Gehzeit hat man die Hintergrathütte erreicht. Dieses stattliche Schutzhaus ist wunderschön gelegen, und im Suldental meiner Meinung nach eines der schönsten Höhenziele. Von der in westlicher Richtung gelegenen Terrasse hat man den Blick auf den Gratsee und das „Dreigestirn“. Von der südöstlich gelegenen zweiten Terrasse bietet sich der Ausblick ins Suldental und das Zaybachtal mit der Düsseldorfer Hütte. Bei klarer Sicht eine traumhafte Aussicht. Wir legten eine Rast von ca. ¾ Stunde ein. Auf der Terrasse sitzend bemerkten wir, dass der Hund nicht wie sonst unter dem Tisch lag. Ich ging also um die Hütte herum, um ihn zu suchen. Als ich zum Eingang der Hütte an der westlichen Terrasse kam, hörte ich schallendes Gelächter aus der Küche. Das Küchenpersonal saß und stand herum und amüsierte sich darüber, dass „Charly“ bettelnd vor dem Herd stand, auf dem das Essen brutzelte. Ich packte mir unser „Goldstück“ im Genick und zog ihn, mehrfach Entschuldigungen stammelnd, aus dem Raum. Das Personal meinte, es sei ja nichts passiert. Er habe so süß ausgesehen, wie er da bettelnd vor dem Herd saß. Nachdem wir uns von den Anstrengungen des Aufstieges etwas erholt hatten, brachen wir wieder auf. Andere Wanderer hatten uns davon abgeraten, mit dem Hund den Morisiniweg zu begehen. Auf dem Weg solle es ausgesetzte Stellen geben, die mit Hund wahrscheinlich nicht zu schaffen seien. Wir nahmen uns vor, diesen Weg trotzdem zu begehen. Sollte es wirklich zu schwierig werden, so hätten wir hinsichtlich der Tageszeit immer noch umkehren können. Direkt auf der Rückseite der Hintergrathütte in nördlicher Richtung führt der Weg Nr. 3/Morisiniweg ein kurzes Stück sehr steil bergan, danach verläuft der schmale Pfad links an der Felswand entlang. Auf diesem Weg sind an einem kurzen Stück Seilsicherungen vorhanden. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind absolut erforderlich  Der Weg bietet nach rechts den Blick ins Suldental. Er ist holperig, aber ohne größere Höhenunterschiede. Da Ihnen auch hier auf der Strecke Wanderer begegnen und Sie sich sehr auf Ihren Schritt konzentrieren müssen, haben Sie keine Gelegenheit, sich großartig um Ihren Hund zu kümmern. Wenn Sie diese Strecke mit Hund zurücklegen wollen, so ist es unabdingbar, dass Sie sich auf Ihr Tier verlassen können, was sein Verhalten anderen Menschen gegenüber betrifft. Es ist notwendig, dass der Hund ohne Anleitung entgegenkommende Wanderer umgeht. Den Hund hier an der Leine zu führen wäre, genau wie bei dem Weg zur Payer Hütte, sehr gefährlich für Sie und andere Wanderer. Sie müssen auf solchen Höhenstrecken die Hände frei haben. Der Weg verläuft in nordwestlicher und nördlicher Richtung weiter bis zum Langensteinlift und der K2 Hütte. Auf der Wegstrecke kommt man durch kleine Täler, an einem Bachverlauf entlang, zwischen Felsen hindurch sowie über Schutt- und Geröllmoränen. Es ist eine sehr abwechslungsreiche Wanderung. Auf dem Teilstück kurz vor der Langensteinbahn und der K 2 Hütte geht es noch einmal ein Stück sehr steil bergab, an einer Felswand entlang, bis der Weg dann in die Moränenfelder und über Skipisten führt. Die K 2 Hütte ist keine typische Berghütte, sondern ein moderner Restaurationsbetrieb an der Bergstation der Langensteinbahn. Ab der Langensteinbahn führt der Wanderpfad mäßig steil und serpentinenreich in südwestlicher Richtung durch den Wald bergab. Man folgt dem Weg Nr. 3 weiter talwärts und dann in südlicher Richtung bis zum Weg Nr. 9. Dieser Weg führt in südlicher Richtung ohne Höhenunterschiede bis zur Gletscherbahn Talstation. Um 18:15 Uhr waren wir wieder an der Gletscherbahn. Mit mehreren kurzen Pausen betrug die Gesamtwanderzeit 8 Stunden bei einem Höhenunterschied von 750 m. Der Weg enthält keine Abschnitte die so wären, dass man sie nicht bewältigen könnte. Die vorhandenen Seilsicherungen auf einem kurzen Stück der Wegstrecke dienen als Vorsichtsmaßnahme. Wie bei allen Strecken, die wir zurückgelegt haben, gilt auch hier, dass es für den Hund weniger schwierig war, als für uns. Ich möchte aber unbedingt noch einmal darauf hinweisen, dass Schwindelfreiheit und Trittsicherheit für die zweibeinigen Wanderer hier notwendig sind.

Tour 7: Enzianhütte (2.051 m) – Vordere Rotspitze (3.031 m) -Marteller Hütte (2.610 m) – Zufallhütte (2.264 m) – Enzianhütte (Rundweg):

Da wir die schönsten Höhentouren im Suldental bereits gewandert sind, entschlossen wir uns, heute im Martelltal zu wandern. Man fährt von Sulden die Serpentinenstraße hinunter bis ins Trafoier Tal und dann in nordöstlicher Richtung nach Prad. Von Prad aus geht es in östlicher Richtung auf der Hauptstraße durch den Vinschgau. Wir fahren durch den Ort Laas und vorbei an Schlanders bis zu der Ortschaft Goldrain. In Goldrain biegen wir rechts ab ins Martelltal. Die Fahrt führt durch die Ortschaft Martell und von dort weiter durch dieses schöne Höhental. In Serpentinen führt die Straße zum Zufrittsee, der auf ca. 1.880 m liegt, dann weiter zur Enzianhütte auf 2.051 m Höhe. Hier befinden sich mehrere große Parkplätze. Die Autofahrt hierher dauert von Sulden bei guter Verkehrslage 1 ½ Stunden. Um 10:15 Uhr begannen wir die Wanderung auf dem Wanderweg Nr. 31/37, erst flach und dann mäßig steil durch Almwiesen und Wald bergan. Schließlich wird der Weg schmaler und steiler und führt nach den sumpfigen Wiesen über Geröll an einer Felswand vorbei. Nach einem kurzen Stück mit sehr steilem Anstieg befindet man sich in einem kleinen Felstal. Bei der Durchquerung dieses kleinen Tales entdeckten wir einen völlig skelettierten Schafsschädel. An der anderen Seite des Tales steigt der schmale Pfad wieder steil an einer Felswand entlang und führt auf ein kleines, grasbewachsenes Höhenplateau. Von diesem Plateau hat man den Blick hinab ins Martelltal und hinüber ins Madritschtal mit der Zufallhütte. In südöstlicher Richtung liegt die Vordere Rotspitze (3.031 m). Der Blick in diese Richtung fällt auf Fels- und Bergwände, und durch das Fernglas können wir am Felshang zu unserer linken Seite Wanderer beim Aufstieg beobachten. Der Weg 31/37, der ungefähr in der Mitte des Felshanges weiter bergan verläuft, ist nicht zu sehen. In den Geröllmoränen lassen sich die Wege auf Entfernung schlecht ausmachen. Sie sind aus größerer Entfernung nur dadurch zu erahnen, dass irgendwo oberhalb Wanderer beim Aufstieg zu sehen sind. Wir entschlossen uns, auf dem Plateau eine kurze Rast einzulegen. Wir waren allein auf diesem Plateau. Es schien, als ob man alleine auf der Welt sei. Plötzlich rannte der Hund bellend auf den Felsvorsprung zu, an dem der Weg auf das Plateau endete. Eine Armeekappe war an dem Vorsprung sichtbar, und eine Stimme rief: „Bitte rufen Sie den Hund zu sich“. „Charly“ kam auf unser Kommando zu uns zurück. Wie konnte es auch ein nicht zu unserem „Rudel“ gehörender Zweibeiner wagen, uns auf „unserem“ Plateau bei der Rast zu stören. Der Wanderer, der eine Armeekappe und Uniformhemd trug, kam langsam über den Rand des Plateaus gekrochen. Der Mann meinte humorvoll, er hätte ja nicht wissen können, dass er sich schon im Tal bei „Charly“ hätte anmelden müssen. Von diesem Plateau aus führt der Weg dann in Serpentinen sehr steil durch das Geröllfeld bergan. Der Weg ist zwar nicht schwierig, aber sehr anstrengend. Andere Wanderer hatten uns erzählt, man käme oben auf ein Joch, an dem sich linker Hand der Aufstieg zur Rotspitze befände. Endlich am Joch angekommen, benötigten wir erst mal eine Verschnaufpause. Am Joch befindet man sich ungefähr auf 2.800 m Höhe. Ursprünglich hatten wir vor, die Vordere Rotspitze zu besteigen. Als wir allerdings in einer Felsspalte links den seilgesicherten Aufstieg sahen, entschlossen wir uns, von der Besteigung dieses Gipfels Abstand zu nehmen. Der Hund hätte den Anstieg über die scharfen Felsspalten wahrscheinlich nicht schaffen können. Stattdessen gingen wir durch ein rechts von uns liegendes kleines Gerölltal. Auf der anderen Seite angekommen, fanden wir den ersten Wegweiser für den neuen Höhenweg 37 A. Dieser Höhenweg ist äußerst abwechslungsreich. Der Weg verläuft mit geringen Höhenunterschieden und streckenweise auch eben an Gletscherfeldern, Gletscherzungen, Geröllmoränen und Gletscherseen vorbei. Teilweise führt er vorbei an Felswänden, über Graskämme und Geröllfelder. Es bietet sich rundherum ein Blick auf die imposanten Gletscher. Rechts sieht man die Schranspitze (2.888 m), links den Schranferner und die Hintere Schranspitze (3.355 m). Dann werden links die Terza Cima (3.356 m) Seconda Cima (3.349 m), Venezia Spitze (3.396 m) und die Köllkuppe (3.330 m) sichtbar. Man geht entlang am Ultenmarktferner und Hoher Ferner. Rundherum Schnee, die kleinen Gletscherseen mal grasgrün, mal türkis oder blau. Die Gletscherzungen schimmern bläulich und grünlich, je nach Sonnenlicht. Weiter oben auf den Fernern sind auch Gletscherspalten sichtbar. Auf dieser Strecke unterhalb der Vorderen Rotspitze zur Marteller Hütte (2.610 m) kamen uns nur zwei Wanderer entgegen. Der Blick nach rechts eröffnet eine wunderschöne Aussicht ins Martelltal, Madritschtal mit Madritschjoch und Butzental. In südwestlicher Richtung die ungeheuren Gletscherzungen des Furkel-, Langen- und Zufallferners. Außerdem in gleicher Richtung deutlich erkennbar sind Monte Cevedale (3.769 m), Zufallspitze (3.757 m) und Sulden Spitze (3.378 m). Kurz vor Ankunft auf der Marteller Hütte müssen noch einige Gras- und Geröllkämme überwunden werden. „Charly“ war ca. 15 m vor uns und bereits über die Kuppe des Graskammes gelaufen. Wir hörten ein Murmeltier den schrillen Warnpfiff ausstoßen. Als wir oben auf der Kuppe des Graskammes ankamen, sahen wir „Charly“, der einen Felsblock umkreiste. Unter dem Felsblock hielt sich ein Murmeltier versteckt. Was der Hund in seiner Aufregung gar nicht bemerkte, wir aber von der Kuppe aus gut sehen konnten, ein Hase war durch die Warnpfiffe des Murmeltieres aufgeschreckt worden und lief hinter dem Hund an der Felswand hoch. Unser Hund war so von dem Murmeltier eingenommen, dass er den Hasen überhaupt nicht bemerkte. Wir riefen „Charly“ zu uns zurück und gingen dann auf dem Weg 37 A weiter. Auf dem letzten Stück zur Marteller Hütte verläuft der schmale Steig an einer Felswand unterhalb der Konzen Spitze entlang und dann talwärts zur Marteller Hütte. Man kommt an der Rückseite der Hütte an einem großen eingezäunten Auslauf vorbei. Als wir an dem Zaun entlang gingen, kamen bellend und knurrend drei Huskys und eine Schäferhündin zum Vorschein. Die Terrasse der Marteller Hütte liegt mit Blick in die auf die gesamte Ortlergruppe. Wir kamen um 15:00 Uhr an der Hütte an und machten auf der Sonnenterrasse ¾ Stunde Rast. Mit dem Hüttenwirt kamen wir kurz ins Gespräch. Auf die Frage, ob er die Huskys auch frei laufen lasse, antwortete er, dass dies völlig unmöglich sei, da die Tiere jede Witterung sofort aufnehmen und dann jagen würden. Wir kamen auch mit mehreren Bergsteigern ins Gespräch, die hier übernachteten, um am nächsten Morgen zu Gipfelbesteigungen der umliegenden Berge aufzubrechen. Von der Marteller Hütte (2.610 m, innen sehr gemütlich) hat man zwei Möglichkeiten des Abstieges in das unterhalb liegende Höhental mit dem Plima Bach; den mäßig steilen Weg Nr. 34 oder den wesentlich steileren Weg Nr. 102. Wir entschieden uns für den Weg Nr. 102. Er führt in steilen Serpentinen durch Geröll erst in nördlicher und dann nordöstlicher Richtung hinunter zum Plima Bach. Man überquert eine kleine Staumauer, dann geht es noch einmal sehr steil über Geröllstufen und Steine und schließlich über sumpfige Almwiesen zur Zufallhütte (2.264 m). Auch hier blieben wir wegen des schönen Wetters und der traumhaften Aussicht auf der Sonnenterrasse. Wir legten eine kurze Rast ein und gingen dann auf dem Fuhrweg Nr. 150 vorbei an Almwiesen und dann durch Wald zurück zum Parkplatz an der Enzianhütte. Um 18:00 Uhr traten wir die Rückfahrt nach Sulden an. Die Gesamtwanderzeit betrug 7 ¾ Stunden inklusive Pausen. Der Höhenunterschied betrug 750 m. Der Weg hat keine ausgesetzten Wegstücke oder Seilsicherungen. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit, sowie ein gutes Maß an Kondition sind allerdings auf jeden Fall erforderlich.

Tour 8: Wildgehege Stilfs (ca. 1.600 m) – Prader Alm (2.050 m) – Furkelhütte (2.153 m)-gleicher Weg zurück

Heute Morgen wanderten wir, bedingt durch den Frühnebel, erst sehr spät los. Wir fuhren nach einem gemütlichen und ausgedehnten Frühstück die Serpentinenstraße hinunter ins Trafoier Tal. In Gomagoi fahren wir erst Richtung Stilfs, und dann in Serpentinen weiter bergan bis zum Platzwald und dem Wildgehege. Dort parkten wir das Auto und gingen um 11.30 Uhr auf dem mäßig steilen Fuhrweg Nr. 2 in Serpentinen hinauf zu der auf 2.050 m gelegenen Prader Alm. Der gut markierte Weg führt durch Almwiesen und Wald und ist angenehm zu gehen. Man kann allerdings auch, anstatt auf dem Fuhrweg, den quer durch die Serpentinen abkürzenden Wald- und Wiesenpfad bergan gehen. Dieser ist allerdings steiler als der Fuhrweg und bei feuchter Witterung rutschig. Abgesehen davon, führt dieser Pfad quer über die Almwiesen, auf denen Kühe weiden. An der Prader Alm angekommen, setzten wir uns auf einer Holzbank bei einer Viehtränke zur Rast. Der Bauer, von dem die Hütte bewirtschaftet wird, stellt noch selber Käse her. Als wir an der Hütte ankamen, saß er mit seiner Colliehündin etwas oberhalb am Wald auf einer Bank. Wir bestellten von dem hausgemachten Käse. Da sich viele der Kühe im Bereich der Viehtränke aufhielten, gingen wir um die Hütte herum. Wir nahmen auf der kleinen Terrasse unsere Brotzeit ein. Von hier bietet sich ein schöner Blick ins Trafoier Tal und auf die Bergregion des Stilfser Joch. Der Ortler ist deutlich zu sehen, ebenso wie die Bärenkopfscharte und die Payer Hütte. Nach 20 Minuten Rast wanderten wir weiter in südlicher und schließlich in südwestlicher Richtung zur Furkelhütte. Von der Prader Alm zur Furkelhütte beträgt die Wanderzeit auf dem hier nur mäßig ansteigenden Fuhrweg Nr. 2 noch ca. 20 Minuten. Von der Furkelhütte waren wir sehr enttäuscht. Der Hund war hier zwar willkommen, und die Hütte ist hübsch, dafür ist die Sonnenterrasse bis auf den letzten Platz gefüllt. Eine Seilbahn führt vom Ort Trafoi zu der Hütte. Bedingt durch die Geräusche der Seilbahn, die direkt neben der Terrasse verläuft, ist es ungemütlich laut. Von der Stille der Bergwelt ist hier noch nicht einmal ein Hauch zu spüren. Der Ausblick von der Terrasse ist allerdings wunderschön. Man überblickt einen großen Teil des Trafoier Tales, den Ortler und die gesamte Stilfser Joch Region. Die Kellnerin, die uns bediente, war nicht gerade mit Höflichkeit geschlagen. Was ich allerdings unverschämt fand, war die Tatsache, dass für den Verzehr von selbst mitgebrachtem Proviant pro Person eine Gebühr von 1.000 Lire entrichtet werden muss. Und zwar auch dann, wenn auf der Hütte Getränke bestellt werden. Die Summe wäre nicht der Rede wert, aber es geht mir hier um ein Prinzip. Es ist für mich nicht einzusehen, dass Menschen sich für etwas bezahlen lassen, wofür sie keine Leistung erbringen. Wir haben das auf keiner anderen Berghütte in Österreich oder Italien erlebt, und es ist reine Geldschneiderei. Normalerweise nehmen wir an Hütten auf jeden Fall Getränke und natürlich auch des Öfteren Suppe oder andere leichte Speisen zu uns. Wenn ich aber zum Beispiel auf einer Höhenwanderung zwei oder mehr Hütten als Ziele habe, dann nehme ich ja nicht auf jeder Hütte eine komplette Mahlzeit zu mir. Wir tranken nur unsere bestellten Getränke aus, nachdem die Kellnerin uns beim Auspacken unseres Proviantes angesprochen hatte. Auf dem gleichen Weg stiegen wir wieder ab. Uns war es lieber, an der Prader Alm noch eine Rast einzulegen. Ich hätte lieber dem Bauern der Prader Alm einen Jahresvorat an Käse abgekauft, als auf der Furkelhütte „Korkengeld“ zu bezahlen. Da die Prader Alm auf dem Rückweg allerdings geschlossen war, machten wir auch hier nur eine kurze Rast. Als wir wieder losgingen, fing es an zu regnen. Der Regen blieb uns auch auf dem gesamten Rückweg zum Auto erhalten. Wir wollten wegen dem schlechten Wetter schnellstens wieder zum Auto zurück. Deshalb entschieden wir uns auf dem Rückweg für den Pfad, der querfeldein durch die Almwiesen führt. Als wir wieder am Wildgehege angekommen waren, hatte der Regen nachgelassen. Unsere Gesamtwanderzeit einschließlich Pausen betrug, bei einem Höhenunterschied von 500 m 4 ½ Stunden. Wir hatten morgens schon im Radio gehört, dass für die folgenden Tage Schnee bis in die Täler erwartet wurde. Am folgenden Tag war im Suldental alles zugeschneit und das Stilfser Joch (Paßstraße) geschlossen. Da wir weder Winterreifen noch Schneeketten hatten, und bei der Rückfahrt über den Reschenpaß mussten, entschlossen wir uns, den Urlaub 3 Tage früher als geplant zu beenden.

 Wandervorschläge für kurze Wanderungen an Pausentagen

1. Wanderung vom Ort Sulden auf Weg Nr. 6 zum Café Waldruhe“

Es handelt sich bei diesem Weg um einen gut begehbaren und fast ebenen Forst- und Fuhrweg. Dieser Weg beginnt am nördlichen Ortsrand von Sulden auf der östlichen Talseite des Suldentales und führt durch den Wald bis zum Café. Zurück auf gleichem Weg.

2. Wanderung von Sulden Weg Nr. 6 zum Rumwaldhof/Jausenstation

Man geht, wie bei der Wanderung zum „Café Waldruhe“, erst auf dem Weg Nr. 6 in nördliche Richtung und zweigt dann später auf dem Weg Nr. 24 in westliche Richtung talwärts zum Rumwaldhof ab. Diese Jausenstation ist sehr originell und ursprünglich. Hunde sind gern gesehen. Die Familie, die diese Jausenstation bewirtschaftet, inklusive Schäferhündin „Meggi“, ist sehr lieb. Die Bäuerin serviert vorzügliche Hausmannskost, die Atmosphäre ist sehr urig, und unser Hund hatte hier Narrenfreiheit. (Näheres unter hundefreundlichen Restaurants). Zurück auf dem gleichen Weg.

3. Bergstation Gletscherbahn/Schaubachhütte – hinunter ins Suldental auf dem Fuhrweg

Wenn Sie nur ca. 2 Stunden wandern wollen, dann können Sie mit der Gletscherbahn zur Bergstation hinauf fahren. Auf dem Fuhrweg Nr. 1 wandern Sie talwärts. (Strecke wird bei den Höhenwanderungen Nr. 1 und 3 beschrieben)

4. Bergstation Gletscherbahn – Madritschhütte- Madritschjoch

 Ca. 4 Stunden Wanderzeit. Mit der Gletscherbahn fahren Sie bis zur Bergstation, dann auf dem Fuhrweg zur Madritschhütte und Madritschjoch, wie in Höhenwanderung Nr. 1 und 3 beschrieben. Von der Bergstation zurück ins Tal wieder mit der Gletscherbahn.

5. „Haus der Berge“ – Tabarettahütte – gleicher Weg zurück

Vom „Haus der Berge“ auf Weg Nr. 4, wie bereits in Höhenwanderung Nr. 3 beschrieben, zur Tabarettahütte und auf gleichem Weg zurück. Wanderzeit ca. 5 Stunden.

6. Hotel Sulden (Innersulden) – Ausflugslokal „Kanzel“ (2.350 m)

Hinter dem Hotel Sulden führt der Weg Nr. 12 serpentinenreich und steil durch den Wald und über Almwiesen bergan zum Ausflugslokal „Kanzel“. Ein sehr schöner Waldweg und ohne Schwierigkeitsgrad. Der Weg ist durchweg von Wurzeln durchzogen und deshalb bei feuchter Witterung sehr rutschig. Wir mussten diese kurze Wanderung wegen Nebel und Regen abbrechen. Zur „Kanzel“ kommt man auch mit einem Sessellift hinauf.

Tagestouren mit dem Auto – Sehenswürdigkeiten für Schlechtwettertage

1. Fahrt von Sulden zum Stilfser Joch (2.750 m)

Wir fuhren die Serpentinenstraße von Sulden hinunter ins Trafoier Tal. Im Trafoier Tal (Gomagoi) angekommen, biegt man links ab Richtung Stilfser Joch. In südwestlicher Richtung fährt man auf der Serpentinenstraße durch den Ort Trafoi und dann durch dichten Wald bergan. Die Paßstraße hinauf zum Stilfser Joch ist mit ihren 48 Kehren ein echtes Erlebnis, für den Fahrer allerdings auch stressig. Bei unserer ersten Fahrt aufs Stilfser Joch war es auch noch nebelig. Es herrscht, vor allem an sonnigen Tagen, extremer Betrieb. Busse, Mountainbiker, Motorräder und Pkw schieben sich den Berg hinauf. Der Gegenverkehr ist nicht weniger rege, und wenn Mountainbiker nahezu ungebremst um die Kurven kommen, kann das schon sehr beängstigend aussehen. Auf dem Stilfser Joch waren wir dann doch etwas enttäuscht. Die Aussicht ist zwar ein Erlebnis, aber die Menschenmengen auch. Imbiß- und Souvenirstände reihen sich hier in Unmengen aneinander, einen Parkplatz zu ergattern, ist fast wie ein „Sechser im Lotto“. Restaurant, Hotels und Skilifte liegen dichtgedrängt aneinander. Von den Aussichtspunkten hat man jedoch einen Ausblick, der für den Trubel entschädigt. Die Sicht reicht bis in die Schweiz. Die gesamte Ortlergruppe, der Stilfser Joch Nationalpark und natürlich der alles überragende Ortler sind zu sehen. Im gesamten Stilfser Joch Gebiet kann natürlich gewandert werden. In nördlicher Richtung liegt die Schweiz. In südlicher und später südwestlicher Richtung führt die Paßstraße durch das Valle del Braüllo nach Bormio. Fahrtzeit von Sulden bis auf das Stilfser Joch ca. 1 ½ Stunden.

2. Fahrt über das Stilfser Joch nach Borneo (Bormio)

Tour wie in Nr. 1 geschildert. Auf der Strecke vom Stilfser Joch talwärts nach Borneo wird die Paßstraße streckenweise sehr schmal und ist sehr serpentinenreich. An verschiedenen Stellen der Paßstraße befinden sich Aussichtspunkte und kleinere Parkplätze. Von diesen Punkten zweigen auch Wanderwege für Höhenwanderungen ab. Auf der Strecke nach Borneo erlebten wir unter anderem, dass wir aus einem Tunnel zurücksetzen mussten, da uns ein Linienbus entgegenkam. Da hinter uns natürlich noch mehrere andere Fahrzeuge in den Tunnel gefahren waren, wurde das zu einem ganz schön umständlichen Manöver. Der Ort Borneo ist ein typisches italienisches Städtchen, mit netten Straßencafes und Geschäften. In Borneo ist auch der Sitz der Stilfser Joch Nationalpark Direktion. Sie können sich hier nach Wandermöglichkeiten erkundigen. Eine bequeme Möglichkeit zu einem Höhenerlebnis bietet sich hier geradezu an. Man kann mit dem Jeep Zubringer bis auf eine Höhe von 2.823 m fahren. Von dem Punkt, an dem der Jeep Zubringerdienst endet, ist die Casati Hütte auf 3.254 m leicht und gletscherfrei erreichbar. Die Casatihütte dient als Stützpunkt für Bergsteiger und ist vom Suldental her nur im Zuge einer Gletscherbegehung  (ohne Bergführer für Anfänger nicht zu empfehlen, mit Hund riskant) zu erreichen. Planen Sie für die Tagestour nach Borneo eine Fahrtzeit von ca. 2 ½ Stunden pro Strecke ein.

3. Reschensee

Man folgt der Serpentinenstraße von Sulden ins Trafoier Tal hinab nach Gomagoi, von dort in nordöstlicher Richtung nach Prad. An der Kreuzung, an der die Straße aus dem Trafoier Tal auf die Hauptverkehrsstraße durch den Vinschgau mündet, biegt man links in nordwestliche Richtung ab. Halten Sie sich an die Beschilderung Reschenpaß/Reschensee. Fahrtzeit ca. 2 Stunden, je nach Verkehrslage. Rund um den Reschensee bieten sich Wanderwege an. Eine der Sehenswürdigkeiten ist der aus dem Wasser des Sees herausragende Kirchturm.

4. Autofahrt nach Livignio

Da Livignio zollfreies Gebiet ist, kann man hier günstig einkaufen. Von Sulden fahren wir wieder hinab in den Vinschgau, dann in nordwestlicher Richtung nach Schluderns und ins Münstertal. Direkt am Anfang des Münstertales liegt das Örtchen Glurns mit der erhaltenen alten Stadtmauer. Ein Spaziergang durch das kleine Örtchen lohnt sich. Im Münstertal ist auch die Schweizer Grenzstation. Der erste Ort auf dem Gebiet der Schweiz ist das Dorf St. Maria. Weiter geht es dann Richtung Ofenpaß und durch einen Nationalpark. Auf dem Ofenpaß schneite es. Das Wandern in diesem Nationalpark ist mit Hund verboten. Selbst angeleint sind Hunde hier nur auf den Parkplätzen am Straßenrand geduldet. Am Ende des Ofenpaßes geht es dann durch einen einspurigen Tunnel mit Ampelschaltung nach Livignio. Der Ort Livignio ist sehr schön gelegen, aber mit Massentourismus müssen Sie hier rechnen. Der Innenstadtbereich mit der Fußgängerzone bietet eine Vielfalt an Geschäften, die zum zollfreien Einkauf einladen. Lederwaren-, Kosmetik- und Tabakläden reihen sich hier aneinander. Wir blieben in Livignio deshalb auch gar nicht lange. Nach ca. 2 Stunden Aufenthalt traten wir auf gleicher Strecke die Rückfahrt an. Wieder in dem Nationalpark am Ofenpaß angekommen, konnten wir auf den Schildern der Parkverwaltung lesen, dass es in diesem Schweizer Nationalpark 1.000 Rehe und Hirsche, 2.000 Steinböcke, sowie Marder, Hermeline, Stein- und Königsadler gibt. Als wir dann vom Ofenpaß in Serpentinen wieder in Richtung Münstertal fuhren, sahen wir mehrere Forstangestellte mit Ferngläsern. Wir hielten auf einem Parkplatz an. Was wir durch unser Fernglas zu sehen bekamen, und was die Förster beobachteten, waren zwei Adler. Die beiden Vögel kreisten in großer Höhe über der Paßstraße. Je nach Wetter- und Verkehrslage, sollten Sie für die Fahrt nach Livignio für jede Strecke ca. 2 bis 2 ½ Stunden rechnen.

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